Stadtplanung Utopia für die Vorstädte
Die Immobilienkrise hat schwere Architekturprobleme sichtbar gemacht – ein Thema für Barry Bergdoll. Wir sprachen mit dem investigativen Chefkurator am New Yorker MoMA über City, Suburb und Stararchitekten.
Barry Bergdoll sieht Baukunst als evolutionäre Ausprägung von Kunst und Soziologie, Kultur und Geschichte.
Seit Jahrzehnten klagen Städteplaner über die zerfranste Infrastruktur der Vorstädte, verteufeln Ökologen sie als Ursache schlimmster Verschwendung von Energie – warum werden Architekten erst jetzt in der Problemzone aktiv? Die Suburbs haben noch das gleiche festgefrorene Image, das sich mit dem Wirtschaftsboom nach dem Zweiten Weltkrieg bildete und in populären Fernsehserien zelebriert wurde, wie etwa „Father knows best“ und „I love Lucy“. Damals flohen Vielverdiener aus der Metropole in die vermeintlich idyllischen Vororte, weg von sozialen und ökonomischen Spannungen. Das Image stimmt zwar längst nicht mehr – lateinamerikanische Einwanderer ziehen zum Beispiel häufig aus ihrer Heimat direkt in die Vorstädte –, aber der amerikanische Traum hängt nach wie vor an diesem scheinbar idyllisch intakten Bild der Vororte.
Eines der Architektenteams hat den Vororten von Keizer in Oregon eine fünffache Dichte im Vergleich zu Nachbarorten verordnet und erzeugt dabei dreimal so viel unbebauten Raum wie in jenen, und auch Platz für Natur. Die Verdichtung der Bebauung ist eine der wichtigsten Maßnahmen und wird schon seit langem von dem sogenannten New Urbanism gefordert. Die Bewegung will die Vororte autofrei und umweltfreundlich machen. Leider hängt sie einer gewissen Nostalgie für alles Dörfliche an, so dass sich viele Architekten und leider auch die Avantgarde lieber von ihr fernhalten.