Zwischen Polski Sklep, einem wirklich kleinen Minimarkt, und Red Planet, einer etwas größeren Pizza-Station, glänzt unter einer roten Hausfassade ein schwarz gestrichenes Tor mit dezenter Sprechanlage in Edelstahl, das zwischen dem Ladengewimmel mit schrei-bunten Werbeschildern wie der Zugang zu einer anderen Welt anmutet. Und so ist es auch. Hinter diesem Tor, wo der Schlitz des Edelstahlbriefkastens rechtwinklig zum Türschild angeordnet ist und die Hausnummer in der Schrifttype Helvetica grafisch perfekt die Linien zu beiden hält, herrscht eine leise Ordnung, fast meditative Stimmung.
Jasper Morrison hat den heruntergekommenen Gebäudeteil im Hinterhof vor neun Jahren gekauft und mit dem befreundeten Architekten Harry Gugger aus der Schweiz, vormals Partner bei Herzog & de Meuron, umgebaut. „Es war seine Idee, einen neuen Baukörper zwischen die umstehenden, verschachtelten Häuser zu setzen“, erklärt Jasper Morrison in der ihm typischen Bescheidenheit. Das längliche Haus ist zweigeteilt, beherbergt zum einen sein Studio, in dem Schreibtische mit vier bis sechs Computer-Arbeitsplätzen stehen. Eine offene Küche und eine Besprechungsecke mit Kamin und Bücherwand, an der auch Gäste oder Kunden bewirtet werden, geben dem ganzen Raum eine moderne, wohnliche Arbeitsatmosphäre. Der Designshop erstreckt sich auf der anderen Seite des Hauses, in ihm kann man (auf Anmeldung) nicht nur viele seiner Entwürfe direkt kaufen, sondern auch Dinge, die er auf seinen Reisen entdeckt, für gut befindet, eine gewisse Menge kauft – und weiterverkauft. „Oder ich behalte sie“, schmunzelt er. Die Produkte sind akkurat geordnet. Schon das Arrangieren in Regalen zeigt: Jasper Morrison ist ein Ästhet. Da hängen schlichte Küchenutensilien wie Sieb, Schöpf- und Holzlöffel neben ganz filigran geknüpften japanischen Sitzkissen aus Bambus; es stehen elegante, dünne weiße Porzellanschalen neben einem handschmeichelnden Holztablett – und dazwischen auch mal ein schlichter hellblauer Kunststoffeimer oder eine rote Gießkanne.