
Patricia Urquiola x Heimtextil 2026: Textilien als Katalysator

Die Designerin und Architektin Patricia Urquiola entwickelt für die Heimtextil 2026 in Frankfurt eine Installation, in der Stoffe auf Besucher*innen reagieren. Im Gespräch mit AW-Redakteurin Uta Abendroth erklärt sie, warum Textilien für sie Katalysatoren sind – und welche Rolle künstliche Intelligenz dabei spielt.
Heimtextil ist die weltweit größte Fachmesse für Wohn- und Objekttextilien. Sie findet jährlich in Frankfurt statt.

Im vergangenen Jahr haben Sie eine Zusammenarbeit mit der Heimtextil begonnen, die nun fortgesetzt wird. Was erwarten Sie von dieser zweiten Runde?
Patricia Urquiola: Dieses neue Kapitel ermöglicht es uns, den Dialog, den wir mit der Installation „among-us“ begonnen haben, zu vertiefen.
Die Heimtextil ist nicht nur eine Plattform für Präsentationen, sondern auch ein Kontext, in dem wir Ideen testen, sie mit einer Vielzahl von Fachleuten teilen und die Diskussion über Textilien weiter vorantreiben können.
Mit „among-all“ verlagert sich der Fokus dieses Mal von Techniken auf Interaktionen, von Objekten auf Systeme. Wir erwarten, dass diese Kontinuität neue Möglichkeiten eröffnet, sowohl in Bezug auf die Forschung als auch in Bezug darauf, wie Besucher mit dem Raum interagieren.
Was bedeutet die Messe Heimtextil für die Designbranche?
Patricia Urquiola: Sie ist ein Barometer für Veränderungen und bringt die Industrie, Designer, Handwerker und Händler rund um das Thema Wohn- und Objekttextilien zusammen. Für andere Textilmessen auf der ganzen Welt bildet sie einen Bezugspunkt. Auf der Heimtextil sind die Innovationen, Trends und Technologien zu sehen, wobei der Schwerpunkt stets auf der Forschung und der Zukunft der Textilien liegt.

Welche Rolle spielt KI bei der Gestaltung moderner Lebensräume?
Patricia Urquiola: Für mich geht es bei KI nicht darum, menschliche Erfahrungen zu ersetzen, sondern zu verstärken. Sie kann uns dabei helfen, Textilien und Räume zu entwerfen, die sensibler sind, die zuhören, reagieren und sich anpassen können. Immer mit der Idee, neue Wege zu finden, die Welt zu bewohnen.
"KI kann uns helfen, Textilien und Räume zu entwerfen, die reagieren und sich anpassen können."
Gibt es eine Gegenbewegung, etwa eine erneute Betonung der Handwerkskunst?
Patricia Urquiola: Auf jeden Fall. Handwerkskunst und Innovation sind keine Gegensätze, sie brauchen einander. Die in traditionellen Fertigungsmethoden verankerte Intelligenz ist eine Grundlage, auf der wir fortschrittlichere Systeme aufbauen können. Unsere Arbeit verbindet oft Handwerkskunst mit technologischer Forschung.

Können Sie bereits etwas über die neue Installation auf der Heimtextil verraten?
Patricia Urquiola: Das ist noch zu früh, aber die Storyline ist klar: „among-all“ öffnet sich der Zukunft, künstlicher Intelligenz, Daten und Interaktion. Die Rolle des Besuchers verändert sich vom Zuschauer zum Aktivator, jeder Blick verändert den Raum. Das Textil reagiert darauf, Interaktion wird zum Kern der Erfahrung.
Welche Botschaft möchten Sie vermitteln?
Patricia Urquiola: Bei „among-all“ geht es weniger um Objekte als vielmehr um Möglichkeiten. Textilien sind keine passiven Hintergründe, sondern Katalysatoren für Veränderungen, die zwischen uns und der Umgebung, die wir bewohnen, vermitteln.

Ist ein neues Projekt für Sie und Ihr Studio immer noch eine Herausforderung oder wird es mit Ihrer Erfahrung einfacher?
Patricia Urquiola: Jedes Projekt ist eine Herausforderung. Erfahrungen helfen uns, Prozesse zu strukturieren, aber sie mindern nicht das Gefühl der Herausforderung. Jedes Mal, wenn wir beginnen, müssen wir etwas verlernen, neugierig bleiben und auf den Kontext hören. —