Porträts
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Luigi Colani

Datum21.01.2020

geboren 1928 in Berlin
lebt und arbeitet in Karlsruhe

Tätigkeitsbereiche

Produktdesigner, Möbeldesigner, Automobildesigner

Hersteller/Bezugsquellen

Rosenthal, Siematic, Flötotto, Yamaha, Valser, Kusch + Co, COR, Fritz Hansen, Adidas, VW, BMW, Swissair, Air China, Schimmel, ZEISS, Vobis, Canon, Sony, Mazda, Villeroy & Boch, Grohe, Westeifel, Citizen     

Kurzbiografie

Der gebürtige Berliner Luigi Colani begann seine Karriere in den 50er Jahren in Paris als Automobildesigner. Dazu gehörten seine Teilnahme an Studien der Aerodynamik an der Sorbonne sowie die Mitarbeit beim Flugzeughersteller Douglas im Bereich neue Werkstoffe. Im Jahr 1953 entwickelte er aufgrund seines angeeigneten Wissens bei SIMCA seine erste Vollkunststoffkarosserie.
Seitdem spielt das Material Kunststoff bei seiner Gestaltung eine dominierende Rolle. Sein Grundgedanke dreht sich deshalb stets um die Idee, jegliche Gegenstände mit einer „oviden“ Kunststoff-Form zu ummanteln.
Im Jahr 1955 kehrte Colani aus den USA nach Berlin zurück und fertigte Karosserieentwürfe für Erdmann & Rossi sowie Rometsch. Zudem entwickelte er sein Kunststoffdesign weiter, bis er in den 60er Jahren dieses Design auf seinen Kleinsportwagen Colani GT übertrug, der als Bausatz auf VW-Basis zu einer Stilikone dieses Jahrzehnts wurde.
Neben dem Automobildesign widmete sich Colani in den 60er Jahren auch dem Möbeldesign. Er entwickelte etliche Kunststoffmöbel für große Marken wie zum Beispiel COR. In den 70er Jahren entstanden einige Studien für Hochsegelflugzeuge für die Atlantiküberquerung, Öltanker mit neuartigen Schiffschrauben und Ökologieautos, die nur 1,7 Liter verbrauchten. In diesem Jahrzehnt wurde Luigi Colani schließlich auch zum Medienstar, was vor allem an seinen extravaganten Entwürfen mit organischen Stromlinienformen lag. 
In den 70er Jahren kam eine weitere Designsparte hinzu: Die Keramik- und Sanitärindustrie. Er entwarf Serien für Villeroy & Boch, Grohe und Rosenthal. Für letztere entwarf Colani das bekannte Porzellangeschirr „Drop“. Doch auch dem Automobildesign blieb Colani treu, denn VW engagierte ihn für einige Zukunftsstudien. Im Jahr 1972 eröffnete er dann im westfälischen Wasserschloss Harkotten seine Designfactory. Diese entwickelt Konzepte für innovative Formgebung für nahezu alle Lebensbereiche. 
Ein Jahrzehnt später, also in den 80er Jahren, arbeitete Colani für große Firmen wie Canon, Sony und Mazda. Weltberühmt wurde, in diesem Jahrzehnt, seine Spiegelreflexkamera T90 und seine organisch gestalteten Kopfhörer für Sony. Letztere wurden im Jahr 1988 ins Museum of Modern Art in New York aufgenommen. Doch Spritspar- und Hochgeschwindigkeitsrekorde waren weiterhin seine Passion. Damit erzielte er dann im Jahr 1989 große Aufmerksamkeit bei einer Präsentation von 13 stromlinienförmigen Landfahrzeigen auf dem Salzsee von Bonneville in Utah.

In den 90er Jahren hat sich Colani aus der ersten Garnitur der deutschen Designer verabschiedet und vor allem in Japan gearbeitet. Auch hier ist sein Design geprägt von Utopie. Von Roboter-Skizzen über anderen zukunftsweisenden Entwürfen sind seine Ideen geprägt.     
Viele seiner Entwürfe wurden nicht realisiert, zählen aber trotzdem zu berühmten Stücken. Hierzu zählen die Kugelküche, seine schnabelförmigen Autos, der Wohnturm für die Welt von morgen und ein Motorrad ohne Tank. Die Vielzahl seiner Entwürfe, ob produziert oder nicht, ist schier unglaublich, trotzdem scheint Colani einen grenzenlosen Einfallsreichtum in Sachen Formen und Gestaltung zu haben.

Ausbildung/Studium

1953 Studium der Aerodynamics an der Sorbonne sowie Mitarbeit bei Douglas, im Bereich neue Werkstoffe
1971 Aerodynamic Berater für das Eifelland Grand Prix racing Team
1971 Beitritt der Gruppen Archigram, GB, Superstuido, Sottsass
1972 – 1981 Designfactory im Schloss Harkotten
1981 – 1984 Aufenthalt in Japan
2001 Eröffnung seines Design-Entwicklungsstudios in Karlsruhe

Bekannteste Werke (Auswahl)

1947 Illustrationen für das Magazin “Motocycles”, Paris (Frankreich)
1953 Vollkunststoffkarosserie für SIMCA
1955 Hülle für Fiat 1100 TV
1955 Karosserieentwürfe für Rometsch sowie Erdmann & Rossi in Berlin
1963 Bausatz Kleinsportwagen Colani GT für VW
1969 Colani Collection für Kusch + Co
1970 Modell Orbis für COR
1970 Sessel Sadima für Sadima
1971 Tee-Service für Rosenthal
1971 Küchenstudien für Siematic
1971 „Learn Egg“ für Flötotto (Prototyp)
1972 Sofa-System für Fritz Hansen
1972 Zocker - Sitz mit integriertem Tisch
1975 Abnehmbarer Grif für die Kamera SLR von Minolta
1976 VW Spar-Polo (1,2 Liter)
1977 Aerodynamischer LKW (präsentiert auf der IAA Frankfurt)
1978 Aerodynamische Konzepte für die Entwicklung einer magnetischen Bahn für Thyssen/Henschel
1978 „Citizen Watch of Tomorrow“ für Citizen
1978 Sanitär-Kollektion für Villeroy & Boch
1983 Flugboot „Leda“
1983 Lampe „Yamagiwa“
1983 Kamera SLR T90 für Canon
1983 Schuh- und Sportkollektion für Adidas
1983 Kopfhörer für Sony
1985 31 Roboter für die „Robot Fantasy 2011“ Show
1986 Uniformen für Swissair
1991 Wasserflasche mit asymmetrischen Design für Valser
1992 Computer-Design für Vobis
1996 Piano-Serien für Schimmel
2000 LKW „DAF Colani truck“
2003 Stadtbank für Westeifel
2004 Design-Studie über ein Flugzeug mit 1000 Sitzen für Air China
2005 Serie von 140 Skulpturen für die olympischen Spiele in Beijing (China)
2005 Mikro-Fahrzeug 1,2,3
2006 Plasmabildschirm Echnaton I
2007 Kameraentwürfe für ZEISS
2007 Universal-Handy-Ladestation
2007 Olympia-Kontrollmikroskop für die Eintrittskarten der Olympiade (China)

Auszeichnungen (Auswahl)

1954 Paris fashion Preis für die Erfindung der „Elevator Shoes“
1954 „Goldene Rose“ in Genf für Fiat 1100
1982 Designer of the year (Japan)
1986 Golden Camera Award für die Canon T90
1995 Clima `95 für Heizkörper Armaturen
1996 IF Design Award für Heizkörper Armaturen
1997 „Der rote Punkt“ vom Design Zentrum NRW für Messmer Pen
2000 Citrix future Award
2003 Bank-Design-Preis von Rheinland-Pfalz
2004 IF Silver Award für Ausstellungskonzept der Pinakothek der Moderne, München
2005 Club „Belle Moustache“
2006 Grand Prix Design des XXII. Festival Automobile International, Paris