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Team7

Die Möbelmanufaktur Team 7 holt den Wald in die Küche. Und gestaltet sie bis in die kleinste Verästelung. Das österreichische Unternehmen im Firmenporträt. 
Text Rebecca Sandbichler
Datum11.03.2020
©Regina Recht

MIT HOLZ MALEN. Das ist die Aufgabe von zwei Frauen im Plattenwerk von Team 7, dem oberösterreichischen Spezia­listen für maßgefertigte Küchen aus massivem Holz. Die beiden sehen nicht wie typische Künstlerinnen aus – mit ihren prakti­schen Frisuren, den weiten Arbeitswesten und den blau­grauen Handschuhen. Auch wirken sie nicht künstlerisch ausgelassen, sondern handwerklich konzentriert: Behutsam wenden sie zen­timeterdünne Latten aus Eiche und prüfen, welche Latten neben­ einander ein stimmiges Muster, ja tatsächlich ein Bild aus Holz ergeben werden. Das fertige Werk wird verleimt und die Wand einer Kücheninsel oder eine Baroberfläche zieren.

Team­7-­Chef Georg Emprechtinger steht im schmal ge­schnittenen Anzug und schwarzen Wollmantel dabei und schaut seinen Mitarbeiterinnen über die Schulter. »Für diese Arbeit muss man die Schönheit im Holz erkennen«, sagt er und dreht einen der dünnen Zuschnitte um. »Jede Seite hat eine andere Maserung.«

Wer eine Küche aus Holz kauft, holt sich ganz bewusst dieses Spiel der Natur ins Haus. Wer sich für eine Küche von Team 7 entscheidet, geht noch einen Schritt weiter: Denn vom Korpus des Oberschranks bis zum Einsatz der Besteckschub­lade bestehen alle Elemente im Gegensatz zu vielen anderen Her­stellern fast gänzlich aus offenporigen, möglichst naturbelas­senen Laubhölzern. »Unsere Kunden sind Menschen mit einem Gespür für das Lebendige«, sagt Emprechtinger.

Mit großen Schritten führt der hochgewachsene Firmen­leiter durch sein Werk und bleibt an einem der Metallregale stehen, in denen Platten trocknen. Zärtlich streicht er übers Holz, beugt sich hinunter und schnuppert daran. Es ist der Geruch seiner Kindheit, eine flüchtige Erinnerung an das Sägewerk seines Vaters. Seine Faszination für den natürlichen Rohstoff hat er nie verloren: »Hundert Jahre vergehen, bis man einen Stamm verwenden kann«, sagt er. »In denen kommen der Wind, das hohe Gras oder die Käfer. Es ist schon ein kleines Wunder, wenn ein Baum das schafft.«

Der heute 59­jährige Unternehmer stieg kurz vor der Jahr­tausendwende als Geschäftsführer in die Tischlerei Team 7 in Ried im Innkreis ein. Vor zwölf Jahren kaufte er die Tischlerei und baute das Unternehmen zu einem führenden Anbieter der Maß­möbelindustrie aus. Mit 715 Mitarbeitern, Flagshipstores und Partnerstudios in mehr als 30 Ländern und rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz bedient Team 7 eine wachsende Nische: Designküchen aus Massivholz.

Jede Küche wird maßgefertigt. Hier warten Bestandteile auf den Zusammenbau

Gefertigt wird auf Bestellung

Deutschland ist der wichtigste Markt, aber auch in den wohlhabenden Schichten Chinas oder Russlands hat das Holz die Küche erobert. »Das Natürliche empfinden viele Menschen als den neuen Luxus«, sagt Emprechtinger. Was nicht bedeutet, dass über das Holzbild der Maßküche allein die Natur entscheiden muss. Ein japanischer Starregisseur überließ zuletzt nichts dem Zufall. »Er flog mit seiner ganzen Familie extra aus Tokio hierher, um mit uns seine Fronten zu gestalten.«

Möglich ist das, weil in den beiden Werken in Pram und Ried nicht einmal ein kleines Regal auf Vorrat entsteht; jedes einzelne Stück gehört zu einer individuellen Kundenküche. »Wir holen das jeweils passende Holz vom Stapel, schneiden es auf und verarbeiten es nach und nach weiter.« Da Küchen mit Wohn­ und Essbereich verschmelzen, soll die Maserung einer Arbeits­fläche auch mit dem Couchtisch oder Sideboard von Team 7 zusammenspielen.

Mindestens zwölf Monate lang sollen die europäischen Laubhölzer trocknen, aus denen die Küchen entstehen. Nicht nur Allergiker profitieren von offenporigen Massivholzmöbeln: Sie wirken antistatisch und binden Feinstaub aus der Luft. Als Möbel­bauer müsse man Respekt vor dem Werkstoff haben, sagt Emprechtinger. Der hat seine Launen und quillt etwa oder schwin­det. »Man kann nicht gegen die Kraft des Holzes arbeiten, da verliert man.«

Ohne seine eigens entwickelte und patentierte Dreischicht­ Platte könnte Team 7 die Designansprüche der Kunden nur schwer aus reinem Holz umsetzen. Zu instabil wäre die leichte Linienführung der »Filigno«­Serie. Aber auch die beliebten, beson­ders dicken Barplatten könnten ohne ausgeklügelte Holztechnik nicht lange überleben. »Eine durchgängige Platte würde schnell reißen«, sagt Emprechtinger.

Darum entwickelten Team­7­Designer ein fein verästeltes Fräsungsmuster, durch das auch dicke Arbeitsplatten leicht blei­ben und Spannung aushalten. Wie der Querschnitt eines Labyrinths sieht das Konstrukt aus Fichtenholz aus, auf das noch Nuss­ baum, Kirsche oder Eiche gesetzt wird. Die fertigen Platten werden rund 20 Kilometer weiter ins Möbelwerk im benachbarten Ried im Innkreis gefahren. Dort fräsen und bohren Spezialisten sie nach millimetergenauen Abmessungen für jeden einzelnen Kunden. »In der Länge oder Breite und Höhe sind wir flexibel«, sagt der 35­jährige Qualitätsmanager Patrick Assenbrunner. Aber auch verwinkelte Mauervorsprünge, Dachschrägen oder zusätzliche Kabelauslässe sind kein Problem.

In den Fertigungshallen riecht es nach Natur

Darum wird hier noch viel von Hand gemacht: Die Männer und Frauen in der Oberflächenabteilung füllen feine Risse im Holz oder schleifen unzugängliche Stellen nach. In der Montage befestigt ein Tischler einen verschachtelten Oberschrank mit großen Schraubzwingen. Währenddessen versprühen Düsen hoch über ihren Köpfen regelmäßig feuchten Nebel, damit sich das offenporige Holz in der warmen Halle nicht verzieht.

Es soll seine wertvollen Eigenschaften behalten, keine Schadstoffe abgeben, aber die Belastungen einer Küche vertragen. Mit weichen Schwämmen oder feinem Sprühnebel tragen die Mitarbeiter der Ölerei darum eine natürliche Schutzschicht auf: hauptsächlich Leinöl, vermischt mit Soja-­ und Sonnenblumenöl, Bienen­ und Carnaubawachs. Hier riecht es nicht chemisch, son­dern angenehm nach Natur. Patrick Assenbrunner erinnert sich, wie er als junger Tischler in der Werkstatt noch dicke Schichten Lack auf edles Holz aufgetragen hat. »So etwas würden wir nie machen«, sagt auch sein Chef Georg Emprechtinger und schüttelt sich leicht, als er an Wohnwände aus dunkel gebeizter Eiche denkt. Es sind Anekdoten aus einer anderen Welt.