Designer des Jahres 1997 – Achille Castiglioni
Kurzporträt
Achille Castiglionis war es wichtig, dass seine Entwürfe Form, Funktion und Produktionsprozess des Objekts deutlich machen. Sein Ziel als Designer war "durch Weglassen zum Eigentlichen zu kommen, zur Essenz".
Dekoration war überflüssig, man sollte sofort sehen, was das Objekt ausmacht. Regelmäßig nutzte er Alltagsgegenstände, um sie neu zusammen zu setzen – ob einen Autoscheinwerfer als Reflektor der Toio-Leuchte oder einen Traktorsitz auf einem wippenden Stahlband bei seinem Mezzadro-Hocker, der erst 20 Jahre nach seiner Vorstellung von Zanotta auf den Markt gebracht wurde. Castiglioni veränderte mit solchen ebenso innovativen wie schrägen Ideen das Design von Grund auf und führte es in die Neuzeit.
Eigentlich ausgebildeter Architekt, zog es Castiglioni früh zum Design. Zusammen mit seinen Brüdern Livio und Pier Giacomo entwarf er Dinge wie einen leichten Staubsauger zum Umschnallen oder eine minimalistisch-dünne Deckenfluterleuchte. Castiglionis Mut zum radikal anderen Ansatz verdankt der Leuchten-Hersteller Flos etwa den weit ausholenden Bogen der Arco-Leuchte, die von einem 60 Kilo schweren Marmorblock gehalten wird – und das neue italienische Design der Nachkriegszeit hat einen Star gefunden.
Castiglioni probiert aus, experimentiert – und steckt andere mit seiner Kreativität und seinem Witz an und wird zu einem der wichtigsten Designer Italiens, der auch als Hochschullehrer enorme Popularität genießt. Castiglioni popularisiert das Design und sagt: "Wenn du selbst nicht neugierig bist, langweile nicht andere."
Und hält sich daran. Eine Leuchte des "rationalen Expressionisten" erinnert an ein Ei, ein Besteck an dicke Handwerker-Bleistifte, die Snoopy-Leuchte an eine Comic-Figur. Neun Mal hat Achille Castiglioni den prestigeträchtigen Compasso d´Oro mit seinen Entwürfen gewonnen, alle entstanden nach dem Leitsatz: "Beginne von Grund auf. Würze mit gesundem Menschenverstand. Kenne deine Mittel zum Zweck."