
Designer des Jahres 2017 – Alessandro Mendini
Kurzporträt
"Der Mann, der im Handstreich die Achtziger neu erfand" wurde Alessandro Mendini, einmal genannt. Mendini gilt als Begründer des neuen Designs, der mit Witz und Unbekümmertheit neuen Schwung in eine erlahmte Szene brachte. Ihm ging es nicht nur um Funktion, sondern er erweiterte das zeitgenössische Design des späten 20. Jahrhunderts um Ironie, Farbe, Ornament und Eklektizismus. Ursprünglich Architekt, der beispielsweise 1989 mit dem neuen Museum in Groningen, das er zusammen mit Philippe Starck, Frank Stella, Coop Himmelblau und Michele de Lucchi entwarf, arbeitete Mendini lange Jahre als Redakteur und Herausgeber von italienischen Magazinen wie Domus. Er gründete die private Domus Academy und versetzte die Design-Welt dann mit seiner "Poltrona di Proust" in Aufregung – einem neobarocken Louis-Seize-Sessel, den er frech mit bunten Punkten bemalte und ihm damit die ganze pompöse historische Last nahm. Derartiges "Re-Design" verpasste Mendini auch dem Wassily Chair von Marcel Breuer oder dem Superleggera-Stuhl von Gio Ponti. Alessandro hatte keine Angst vor der lange so verpönten Dekoration, ihm ging es immer um Emotionen und die Benutzer seiner Arbeiten. Die sollten Spaß daran haben und den hatten sie. Zusammen mit seinem Freund Ettore Sottsass verkörpert Mendini das postmoderne Memphis-Design, das in den Achtzigern das Design mitunter buchstäblich auf den Kopf stellte. Einer der wichtigsten Kunden von Mendini war Alessi. Für das Unternehmen entwarf der Designer zahlreiche Küchen-Accessoires wie den Korkenzieher Anna G., die Alessi zu sensationellen Erfolgen verhalfen. Mendini, der 2019 in Mailand, wo er auch geboren worden war, starb, war ein wahrhaft origineller, eigensinniger Kopf, der keine kreativen Grenzen kannte und in Architektur und Design zuhause war, aber auch als Theoretiker seine Spuren hinterließ.