Schloss Erkersreuth des Porzellanbarons Philip Rosenthal Schloss Erkersreuth
Philip Rosenthal war Vorzeigeunternehmer, Sozialdemokrat, Abenteurer und Lebemann. Sein Wohnsitz, Schloss Erkersreuth bei Selb, wurde dank seiner Ideen zum schillernden Gesamtkunstwerk - und zu einem privaten Museum des legendären Porzellanbarons.

Schloss Erkersreuth
Keramikfliesen von Vasarely an der Wand der „Roten Halle“ vorm „Kupferzimmer“ sind mit Namen verdienter Rosenthal-Mitarbeiter graviert und verstecken eine geheime Tür vom und zum „Rittersaal“. Die Vase hat die junge holländische Designerin Pieke Bergmans entworfen.

Porzellanteller und Lichtorgel im Eingang sind eine Inszenierung von Günter F. Ris und Günter Dohr. Dazu hat Hans Werner Henze atonale Klänge für Rosenthal komponiert – und speziell für diesen magischen Ort.

Genähte Kuhhäute schmücken die Wände im „Studio“, dem privaten Arbeits- und Wohnraum. Extrem dicke Türen trennen alle Räume, damit der Hausherr keine ungewollten Geräusche hören musste.

Im großen Saal mit dem Kupfermosaikboden trägt eine ganze Wand eine Weltkarte, auf der Rosenthal alle seine Touren eingezeichnet hat. Zwischen den Originaldruckstöcken von HAP Grieshaber, auf den Pritschen und dem Rundsofa diskutierten schon Politiker und Künstler wie Willy Brandt und Walter Gropius.

Der gerahmte Büstenhalter diente auf einer seiner abenteuerlichen Reisen als Notpflaster und wurde zur Reliquie wie Zeitungsausschnitte, Mitbringsel und die von ihm getragenen Mützen und benutzten Pfeifen.

Souvenir einer Bruchlandung ist der kaputte Propeller überm Kamin, der den Hobbyflieger an sein „Schwein“ erinnerte.

Der echte alte Holzboden kam unter die Decke, als Rosenthal den Raum mit Kupfermosaiken auslegen ließ. Die Treppe führt zu einem Dachgeschoss, in dem der großherzige Unternehmer junge Mitarbeiter, die „Schloss-Boys“, wohnen ließ.

Wertvolle Ölgemalde wurden bei der Renovierung im Barockschloss gefunden und an die Wände des „Bilderzimmers“ gespannt. Von hier führt eine weitere extradicke Tür zu der weißen Küche.

Weiße Küche mit rundem Rosenthal-Klapptisch und Panton Chairs vor einem Porzellanobjekt von Vasarely. Hier sitzt Beate Reichel am liebsten, mit Blick auf den Garten – und freut sich über Blumen in den Vasen. Rosenthal selbst duldete keine um sich.

Die Paradiesvogelblume in der Vase von Cédric Ragot auf der barocken Kommode im Bilderzimmer steigert deren Zackeneffekt.

Im Spiegel an der Wand führt eine der vielen versteckten Türen im Haus vom Eingang in den Keller mit Schwimmbad und Partyraum. Die Treppe ist original erhalten – und schlicht.

Das echte Alte im „Rittersaal“ brechen auf barocken Simsen moderne Porzellanobjekte der Rosenthal-Kollektionen auf. In den der Firma gehörenden Räumen finden wie früher offizielle Essen und Veranstaltungen statt.

Die Holzpaneelwand versteckt die goldstrotzende vom dänischen Künstler Bjørn Wiinblad mit Bacchus-Motiven nachbemalte Tür im „Kupferzimmer“. Hier steckt in der schwarzen Vase auf dem schwarzen Rundmöbel eine gelbgoldene Ingwerblüte.

Auch der barocke Kachelofen im restaurierten und inszenierten „Bilderzimmer“ ist ein echt alter.

Das Landschloss aus dem 18. Jahrhundert gehört seit 1953 der Rosenthal AG, die kürzlich in der Insolvenz vom italienischen Unternehmen Sambonet übernommen wurde. Vielleicht kommt so auch Geld für die notwendige Renovierung des denkmalgeschützten Hauses in die Kasse, das hofft Beate Reichel.