Architektur
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Bauhaus-Architekten: 7 Persönlichkeiten, die das Bauhaus geprägt haben

Die herausragenden Bauhaus-Architekten prägten nicht nur die Ästhetik der Moderne, sondern auch unseren heutigen Blick auf Architektur. AW Architektur & Wohnen beleuchtet die bedeutendsten Bauhaus-Architekten, ihre wegweisenden Werke und ihren bleibenden Einfluss auf die Architekturwelt.
Text Katharina Hamacher
Datum25.09.2023

Das Bauhaus gilt als eine der einflussreichsten Design- und Architekturschulen des 20. Jahrhunderts. Die Bildungseinrichtung war die Keimzelle für die Bauhaus-Bewegung, der sich zahlreiche renommierte Architekten, Designer und Künstler anschlossen und alle Bereiche der Gestaltung zu einem spartenübergreifenden neuen Ansatz führten. Besonders die Bauhaus-Architekten veränderten mit ihren visionären Bauwerken weltweit das Bild von Städten und Siedlungen.

Was ist das Bauhaus?

Mit dem Begriff "Bauhaus" ist in erster Linie die staatliche Kunstschule gemeint, die der Architekt Walter Gropius 1919 in Weimar gründete. Sie gilt als einflussreichste Bildungsstätte in den Bereichen Architektur, Kunst und Design im 20. Jahrhundert.

Jedoch ist das Bauhaus viel mehr als das Gebäude, in dem wegweisende Gestalter wie Ludwig Mies van der Rohe, Wassily Kandinsky, Paul Klee und viele andere den künstlerischen und gesellschaftlichen Umbruch in die Moderne auf den Weg gebracht haben. Parallel zur Weimarer Republik verkörperten die Bauhaus-Architekten, -Künstler und -Designer eine modernistische Bewegung.

Statt verstaubte Traditionen aufrechtzuerhalten, konzentrierten sich die Bauhaus-Vertreter auf radikales Umdenken in der Gestaltung. Kunst sollte für alle gesellschaftlichen Schichten zugänglich sein, Design sollte funktional, seriell herstellbar und erschwinglich sein. Ein entscheidender Grundgedanke des Bauhauses war, Kunst und Kandwerk zu verschmelzen.

Die Bauhaus-Lehren wurden über 14 Jahre lang am Staatlichen Bauhaus in Weimar, an der Hochschule für Gestaltung in Dessau und an einer privaten Lehranstalt in Berlin weitergegeben und weiterentwickelt.

Bauhaus-Architektur: Reduktion auf das Wesentliche

Bauhaus-Architektur gilt als gradlinig und funktional. Nach der opulenten, verschnörkelten Gestaltung des 19. Jahrhunderts entwickelten die Bauhaus-Vertreter um den Architekten und Bauhaus-Gründer Walter Gropius die Vision einer neuen Bauweise. Diese revolutionäre gestalterische Denkweise sollte soziale und gesellschaftliche Aspekte in den Fokus stellen. Durch die Reduktion auf das Wesentliche und die Möglichkeit serieller Herstellung wollten die Bauhaus-Akteure Alltagsgegenstände, Möbel und Wohnraum für alle sozialen Schichten zugänglich machen.

In der Architektur gelang das vor allem über die Verwendung neuer Baustoffe: Mit Stahl, Glas und Beton entstanden die ersten Wohnungsbauten für sozial schwächere Menschen. Allgemein dominieren in der Bauhaus-Architektur klare Linien und offene Räume mit großen Fensterfronten. Industrielle Materialien wie Stahlbeton und Glas prägen bis heute moderne Städteplanung.

Der Leitsatz "Form follows function", mit dem sich jeder Entwurf auf seine Zweckmäßigkeit hinterfragen ließ, wurde zum Synonym für gute Gestaltung und gilt bis heute als wichtige Anforderung an Design und Architektur.

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Walter Gropius: Gründer des legendären Bauhauses

Der Name Walter Gropius ist wohl am engsten mit der Bauhaus-Bewegung verknüpft. Neben Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier gilt er nicht nur als Begründer der Modernen Architektur, sondern gründete 1919 das weltberühmte Bauhaus in Weimar. 

Als Direktor der Hochschule für Bildende Kunst, die er nach Amtsantritt in "Bauhaus" umbenannte, stellte der Architekt und Industriedesigner Forschen und Experimentieren in den Fokus der Lehre an der Kunstschule. Besonderes Augenmerk legte Gropius darauf, die Schranken zwischen akademischer Kunst und Handwerk aufzuheben.

Bereits als Mitglied des 1907 gegründeten Deutschen Werkbunds beschäftigte sich der Gestalter mit dem Zusammenspiel von industriellen Fertigungsmethoden, Handwerk und künstlerischer Gestaltung.

Im Laufe seiner Arbeit schuf der Bauhaus-Architekt viele bedeutende architektonische Bauten wie das Fagus-Werk, eine Fabrikanlage, die zum Unesco-Welterbe zählt. Weitere bekannte Beispiele sind das Hauptgebäude der Bauhaus-Schule in Dessau, die Meisterhäuser für die Lehrenden in Dessau-Roßlau sowie die Wohnsiedlung Dessau-Törten.

Wie am Beispiel der Stuttgarter Weißenhofsiedlung und der Dammerstocksiedlung in Karlsruhe deutlich wird, richtete der Bauhaus-Architekt Gropius seinen Schwerpunkt im Wohnungsbau auf rationelle, serielle und kostengünstige Siedlungsplanung.

Nach seiner Zeit als Bauhaus-Direktor war er als selbstständiger Architekt in Berlin tätig, bis er 1934 vor den Nationalsozialisten zunächst nach England floh später in die USA auswanderte. Er lehrte als Professor an der Harvard University und schuf bekannte Gebäude wie den Pan Am-Wolkenkratzer, der heute den Namen MetLife Building trägt und die Skyline der Stadt prägt.

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Le Corbusier: Großmeister des Stahlbetons

Charles-Édouard Jeanneret-Gris, der unter dem Pseudonym Le Corbusier Architekturgeschichte schrieb, war ein schweizerisch-französischer Architekt, Städteplaner, Designer, Maler, Bildhauer und Schriftsteller.

Als einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts initiierte er eine modernistische Städtebau- und Architekturbewegung. Er gilt als Großmeister des Stahlbetons und schuf mit seinem architektonischen Entwurf "Dom-ino" die Grundlage für industriell produzierbare Fertighäuser.

Mit seinen wegweisenden Betongebäuden legte Le Corbusier den Grundstein für den Architekturstil des Brutalismus. Seine radikalen Ideen lösten allerdings auch heftige Diskussionen aus: Sein städteplanerisches Konzept "Plan Voisin" für Paris beispielsweise sah den Abriss der Stadt und einen Neubau mit geometrischen Hochhausrastern vor.

Zudem fertigte Le Corbusier unter anderem Entwürfe für den Völkerbundpalast in Genf, das UN-Sekretariat in New York und das komplette Regierungsviertel der neuen Hauptstadt Chandigarh des indischen Bundesstaates Punjab an.

Als Möbeldesigner erlangte der visionäre Gestalter vor allem durch seine Sitzmöbel wie den "Chaiselongue LC4" oder den "Sessel LC3" Aufmerksamkeit, die bis heute zu den Klassikern des Möbeldesigns gehören.

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Ludwig Mies van der Rohe: Mitbegründer der Moderne

Der Architekt und Designer Ludwig Mies van der Rohe zählt neben Walter Gropius und Le Corbusier zu den Begründern moderner Architektur. Die drei visionären Gestalter lernten sich bei ihrer Zusammenarbeit im Büro des Bauhaus-Architekten Peter Behrens kennen, in dessen Auftrag Mies van der Rohe den Bau der Deutschen Botschaft in St. Petersburg leitete.

Sein erstes Projekt schuf er als selbstständiger Architekt mit dem Glashochhaus in Berlin. Als Mitherausgeber der avantgardistischen Zeitung "G" bekannte er sich erstmals öffentlich zur modernen Architektur. Dieser hatte sich auch die avantgardistischen Architekten-Gruppe "Rings" verschrieben, die Ludwig Mies van der Rohe mitbegründet hatte.

In seiner Zeit als Vizepräsident des Deutschen Werkbundes schuf er die bekannte Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Zu seinen wichtigsten Bauwerken gehört der Deutsche Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona. Bei diesem Entwurf setzte der Architekt sein innovatives Konzept eines offenen Grundrisses um.

1930 wurde Mies van der Rohe von Walter Gropius als Leiter des Bauhauses in Dessau berufen. 1938 siedelte er in die USA um und trat das Amt als Leiter der Architekturabteilung des Illinois Institute of Technology in Chicago an. In seiner Wahlheimat schuf er unter anderem das Chicago Federal Center. Sein letztes Werk war die Neue Nationalgalerie in Berlin.

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Peter Behrens: Prägende Figur der Bauhaus-Architekten

Der prägende Architekt, Maler, Designer und Typograf Peter Behrens ist vor allem als Pionier des modernen Industriedesigns bekannt. Viele wissen gar nicht, dass der umtriebige Gestalter die bekanntesten Vertreter der Bauhaus-Bewegung inspiriert hat.

In seinem 1907 gegründeten Büro für Architektur und Design in Berlin arbeiteten auch Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier. Gemeinsam realisierten sie zahlreiche renommierte Gebäude wie die deutsche Botschaft in St. Petersburg und das expressionistische Bürogebäude für die IG Farben Höchst in Frankfurt. 1926 entwarf Peter Behrens das stilprägende Wohnhaus "New Ways" in Northampton.

Mit seinen architektonischen Entwürfen vollzog er den Übergang vom Jugendstil zum Rationalismus der Bauhaus-Zeit.

Seine Verwaltungsbauten wie das Düsseldorfer Mannesmann-Haus zählt zu den modernsten Bürohäusern Europas.

Bereits sein erstes Gebäude, das er im Rahmen einer Künstlerkolonie in Darmstadt errichtete, ist ein viel beachtetes Gesamtkunstwerk: von der Außenhülle bis zu den Möbeln stammt jedes Detail aus Behrens Feder.

Der Gestalter verfolgte schon früh einen der wichtigsten Bauhaus-Ansätze: Architektur, Kunst und Handwerk miteinander zu vereinen. Als Industriedesigner trieb er besonders die industrielle Serienfertigung voran.

In seiner Funktion als künstlerischer Berater der AEG schuf Peter Behrens die weltweit erste komplette Corporate Identity. Er war als Professor und Leiter an verschiedenen Akademien tätig, unter anderem der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule und der Meisterklassen für Architektur an der Wiener Akademie. Als Abschluss seiner Kariere übernahm er im Jahr 1936 die Leitung des Meisterateliers an der Preußischen Akademie der Künste.

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Henry van de Velde: Vater der modernen Architektur

Der belgische Maler, Architekt und Designer Henry van de Velde gilt in der Bauhaus-Bewegung als Impulsgeber der Moderne. Als Mitbegründer und Direktor der Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar setzte er sich dafür ein, dass Walter Gropius sein Nachfolger wurde – und legte damit den Grundstein für das spätere Bauhaus.

Henry van de Velde, der als Begründer der Art Nouveau in Belgien gilt, verband schon früh Architektur mit Design und Kunst. Als Mitglied der neoimpressionistischen Künstlergruppe "Les XX" in Brüssel stellte er gemeinsam mit bedeutenden Künstlern wie Vincent van Gogh aus.

Im Zuge einer Schaffenskrise beendete er seine Laufbahn als Maler und wandte sich der Architektur und angewandten Kunst zu. Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, verließ Henry van de Velde das Land und nahm eine Professur für Architektur in Belgien an. Später wanderte er in die Schweiz aus.

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Marcel Breuer: Möbeldesigner der Moderne

Obwohl Marcel Breuer vor allem für seine revolutionären Stahlrohr-Möbel bekannt ist, die zu wahren Designklassikern wurden, gehört der gebürtige Ungar zu den weltweit renommiertesten Architekten der Moderne. Gemeinsam mit seinem Mentor Walter Gropius trug er die Idee der Bauhaus-Bewegung in die Welt hinaus und machte sie vor allem in den USA bekannt.

Während seiner Ausbildung am Weimarer Bauhaus waren neben Gropius maßgeblich Mies van der Rohe und Le Corbusier stilprägend für den jungen Tischler-Lehrling. Noch in seiner Zeit als Auszubildender entwarf er mit dem berühmten "Wassily Chair" das weltweit erste Möbelstück aus Stahlrohr – und markierte damit den Beginn des modernen Möbeldesigns.

Doch auch als Architekt schuf Marcel Breuer wichtige Werke. Er arbeitete in der Schweiz und in London, bevor er in die USA auswanderte und auf Einladung von Walter Gropius an der Harvard University lehrte. Gemeinsam mit Gropius betrieb er ein Architekturbüro und setzte sich verstärkt für die Verbreitung des Bauhaus-Stils ein.

Nach seinem Umzug nach New York führte Marcel Breuer sein eigenes Architekturbüro, mit dem er viele Entwürfe in den USA und Europa umsetzte – unter anderem Industrie- und Verwaltungsbauten, Einfamilienhäuser, Schulen und Universitäten und das UNESCO-Gebäude in Paris.

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Hannes Meyer: Wegbereiter des sozialen Wohnungsbaus

1928 bis 1930 errichtete Hannes Meyer gemeinsam mit Hans Wittwer die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB). Seit 2017 ist der heutige Meyer-Wittwer-Bau UNESCO-Welterbe.

Die soziale und kollektive Aufgabe der Architektur und Stadtplanung war für Hannes Meyer elementar. Der international bekannte Schweizer Architekt leitete das Dessauer Bauhaus und vertrat die Idee des "Neuen Bauens" in zahlreichen vielbeachteten Entwürfen.

Als Direktor entwickelte Hannes Meyer die Reformschule zur Architekturschule und führte in den Werkstätten das Motto "Volksbedarf statt Luxusbedarf" ein. So entstanden preisgünstige, praktische Gegenstände, die sich auch sozial schwächere Zielgruppen leisten konnten.

Architektonisch brachte Hannes Meyer sich besonders im sozialen und gewerkschaftlichen Wohnungsbau ein. So übernahm er die Projektleitung einer Siedlung für die Arbeiter der Germaniawerft in Kiel sowie für städtische Beamtenwohnungen der Essener Siedlung Kaupenhöhe. 

Zudem war er am Bau der Errichtung der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes bei Berlin beteiligt, die mit ihrem gläsernen Verbindungsgang als Musterbeispiel für moderne Wohnkultur galt.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz schloss sich Hannes Meyer der Bodenreform- und Genossenschaftsbewegung an und entwickelte vielbeachtete Entwürfe wie die Mustersiedlung Freidorf bei Basel oder den Völkerbundpalast in Genf. Später arbeitete er in Russland und Mexiko City im Bereich Städteplanung.

Frauen am Bauhaus

Die zukunftsweisenden und revolutionären Ideen der Bauhaus-Bewegung sollten auch in puncto Gleichberechtigung von Künstlern und Künstlerinnen an der Kunstschule gelten – zumindest Theoretisch.

Zwar hatte der Bauhaus-Gründer Walter Gropius bei der Eröffnung im Jahr 2019 öffentlich verkündet, dass Lehrlinge ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht aufgenommen werden sollten. Damit war das Bauhaus eine der ersten Institutionen, die Frauen erstmals kostenfreien Zutritt zu einer öffentlichen Kunstschule gewährte.

In der Realität spürten die Bauhaus-Schülerinnen von Gleichberechtigung allerdings wenig. Da sie vielen männlichen Dozenten ein Dorn im Auge waren, wurden die Frauen im Bauhaus in damals klassisch weibliche Bereiche wie Weberei und Töpferei gedrängt.

Gertrud Arndt

Dazu gehörte beispielsweise Gertrud Arndt. Die junge Frau war mit dem Traum, Architektin zu werden, ans Bauhaus gekommen. Stattdessen musste sie einen Ausbildungsplatz in der Weberei antreten, wo sie zwar einige bemerkenswerte Entwürfe anfertigte – den Webstuhl nach dem Abschluss aber nie wieder anrührte.

Gunta Stölzl 

Wie die meisten Bauhaus-Schülerinnen wirkte auch Gunta Stölzl in der Webereiklasse der Kunstschule. Dort machte sie mit außergewöhnlichen Entwürfen von Teppichen, Möbelbespannungen und weiteren Gebrauchstextilien auf sich aufmerksam.

Später erhielt sie als Jungmeisterin in Dessau eine Stelle als Leiterin machte die Werkstatt für Weberei dank lukrativer Aufträge zur wichtigsten Einnahmequelle der Schule.

Alma Siedhoff-Buscher

Mit einem Platz in der Weberei wollte sich die Designerin Alma Siedhoff-Buscher nicht abfinden. Sie überredete den damaligen Direktor Walter Gropius, in der Holzbildhauerei Kinderspielzeug und Gebrauchsgegenstände zu entwickeln.

Dank ihrer Vorerfahrung an der Berliner Reimann-Schule für Kunst und Kunstgewerbe willigte der Direktor ein – und bescherte dem Bauhaus damit vielbeachtete Kinderzimmermöbel und Spielzeuge aus der Feder von Alma Siedhoff-Buscher. Bis heute sind ihre Entwürfe wie das "Kleine Schiffbauspiel" und die Bastelbögen "Segelboot" und "Kran" erhältlich.

Marianne Brandt

Die wohl bekannteste Bauhaus-Schülerin war die Designerin Marianne Brandt. Dank ihres Dozenten und Mentors László Moholy-Nagy, der früh ihr besonderes Talent erkannte und förderte, durfte sie in der Metallwerkstatt arbeiten, die sie später auch leitete.

Bereits in der Ausbildung entwarf Marianne Brandt eine Teekanne, die heute zur Ikone des Bauhaus-Stils gehört. Später schuf sie Designprodukte wie Beleuchtungskörper für die Serienproduktion. Zugleich machte sie sich als leidenschaftliche Fotografin einen Namen.