
Herzog & de Meuron: Wie die Basler Architekten mit Glas, Stahl und Beton weltweit Städte prägen
Kaum ein Architektenduo hat die Gegenwartsarchitektur so geprägt wie Jacques Herzog und Pierre de Meuron. Seit den späten 1970er-Jahren gelingt es den Baslern, Material, Struktur und Kontext zu einem unverwechselbaren Ausdruck zu verschmelzen. Ihre Gebäude sind nie bloße Formen, sondern präzise Reaktionen auf Ort und Nutzung, auf Licht, Oberfläche und Atmosphäre. Mal rau und industriell wie die Tate Modern, mal schimmernd und monumental wie die Elbphilharmonie, entfalten sie stets eine physische Präsenz, die weit über reine Funktion hinausgeht. Herzog & de Meuron denken Architektur als kulturelle Übersetzung, als Dialog zwischen Stadt und Mensch, zwischen Geschichte und Zukunft. Ihr Werk ist ein Atlas der Möglichkeiten, was gebauter Raum heute sein kann – und wie er sich anfühlt.

Das sind Herzog & de Meuron
Jacques Herzog und Pierre de Meuron wurden beide 1950 in Basel geboren und studierten Architektur an der ETH Zürich, wo sie von Aldo Rossi und Dolf Schnebli geprägt wurden. 1978 gründeten sie ihr gemeinsames Büro Herzog & de Meuron, das heute zu den international einflussreichsten Architekturbüros zählt. Von Beginn an zeichnet sich ihre Arbeit durch eine experimentelle Haltung gegenüber Materialien und Oberflächen aus. Sie verstehen Architektur als sinnliche Erfahrung, in der Konstruktion, Struktur und Fassade zu einem Gesamtausdruck verschmelzen. Mit Projekten wie der Tate Modern in London, dem Olympiastadion in Peking und der Elbphilharmonie in Hamburg haben sie Maßstäbe gesetzt und gezeigt, dass Architektur zugleich urban, poetisch und gesellschaftlich relevant sein kann. 2001 erhielten Herzog & de Meuron den Pritzker-Preis, die höchste Auszeichnung der Architekturwelt. Beide sind zudem in der Lehre aktiv und haben an internationalen Hochschulen unterrichtet, darunter an der Harvard University. Ihr Büro mit Sitz in Basel beschäftigt heute mehrere hundert Mitarbeitende und realisiert Projekte auf allen Kontinenten.
1. Elbphilharmonie

Mit der Elbphilharmonie schufen Herzog & de Meuron eines der ikonischsten Bauwerke Europas. Auf dem massiven Backsteinsockel des ehemaligen Kaispeichers A, der einst Kakao und Tee lagerte, erhebt sich seit 2016 eine gläserne Welle aus 1.100 individuell gekrümmten Scheiben. Der Bau, 2007 begonnen und nach zahlreichen Verzögerungen und Kostensteigerungen fast ein Jahrzehnt später vollendet. Die Architekten kombinierten den rauen Bestand mit einer leuchtenden, fast schwebenden Form, die sich über den Hafen erhebt und zugleich Teil der Stadtlandschaft bleibt. Innen verbindet das Haus Konzertsaal, Hotel und Wohnungen zu einem vertikalen Kosmos der Öffentlichkeit. Akustisch auf Weltklasse-Niveau und visuell unverwechselbar, ist die Elbphilharmonie das Symbol einer neuen städtischen Identität, die Geschichte und Gegenwart harmonisch zusammenführt.
2. Allianz Arena

Die Allianz Arena in München gilt als Meilenstein moderner Stadionarchitektur. Zwischen 2002 und 2005 realisierten Herzog & de Meuron einen Bau, der Skulptur und Leuchtkörper zugleich ist. Die Fassade aus rund 2.800 rautenförmigen ETFE-Kissen verleiht dem Stadion seine unverwechselbare Textur und lässt es in wechselnden Farben erstrahlen. Im Inneren konzentriert sich alles auf das Spielfeld und die klare Sicht der Zuschauer. Mit ihrer schwebenden Form und der präzisen Konstruktion schufen die Architekten ein Bauwerk, das Funktion und Emotion auf seltene Weise vereint.
3. UNIQLO Tokyo

UNIQLO Tokyo ist ein Beispiel für Herzog & de Meurons präzise Herangehensweise an städtische Einzelhandelsarchitektur. Das 2011 eröffnete Gebäude liegt in Tokios dichtem Stadtteil Ginza und verbindet transparente Glasfassaden mit klaren Linien, wodurch es sich in das urbane Umfeld einfügt und zugleich eine eigenständige Identität erhält. Die Architekten setzten auf offene Innenräume, die den Besucherfluss lenken, während natürliche Belichtung und sichtbare Konstruktionselemente die Materialität betonen. Mit minimalistischem Ausdruck und funktionaler Klarheit zeigt der Bau, wie ein Einzelhandelsgebäude sowohl städtisch präsent als auch architektonisch subtil gestaltet werden kann.
4. VitraHaus

Das VitraHaus in Weil am Rhein ist ein markantes Beispiel für Herzog & de Meurons spielerischen Umgang mit Form und Funktion. 2010 eröffnet, besteht der Bau aus übereinander gestapelten, leicht verschobenen Hausformen, die an traditionelle Wohnhäuser erinnern, aber zu einer skulpturalen Einheit verschmolzen sind. Durch die versetzten Kuben entstehen offene Innenräume, Durchblicke und Dachterrassen, die den Besucher auf mehreren Ebenen führen. Als Ausstellungs- und Präsentationsraum für Möbel und Design verbindet das VitraHaus Funktionalität mit architektonischer Inszenierung und vermittelt so auf anschauliche Weise, wie Architektur Raum und Erlebnis zugleich gestalten kann.
5. One Park Drive

One Park Drive in London ist ein Hochhausprojekt von Herzog & de Meuron, das 2016 begonnen wurde und Teil der Canary-Wharf-Entwicklung ist. Der markante, runde Turm mit 57 Stockwerken prägt die Skyline des Finanzviertels durch seine schlanke, zylindrische Form. Die Fassade aus vertikalen Glas- und Metallbändern erzeugt eine dynamische Lichtwirkung und unterstreicht die Eleganz der Höhe. Im Inneren sorgen offene Grundrisse, großzügige Balkone und hochwertige Materialien für exklusive Wohnqualität. One Park Drive kombiniert städtische Präsenz mit architektonischer Präzision und demonstriert, wie modernes Wohnen in hoher Dichte gestalterisch anspruchsvoll umgesetzt werden kann.
6. Beirut Terraces

Beirut Terraces ist ein Wohn- und Bürokomplex von Herzog & de Meuron, der 2019 fertiggestellt wurde. Das Projekt besteht aus mehreren versetzten Terrassenblöcken, die sich über die urbane Umgebung Beiruts staffeln und dadurch private Außenräume für jede Einheit schaffen. Die Fassade kombiniert Glas und helle Betonflächen, wodurch Transparenz, Licht und Schatten dynamisch inszeniert werden. Das Gebäude reagiert auf das dichte städtische Umfeld, integriert Freiräume und sorgt zugleich für eine klare Strukturierung der Innenräume. Beirut Terraces verbindet städtische Verdichtung mit individueller Wohnqualität und demonstriert die sensiblen Eingriffe von Herzog & de Meuron in komplexe Stadtsituationen.
7. Feltrinelli Porta Volta

Feltrinelli Porta Volta in Mailand ist ein Büro- und Kulturgebäude von Herzog & de Meuron, das 2015 eröffnet wurde. Die Architektur zeichnet sich durch eine klare, lineare Formensprache aus, die moderne Transparenz mit soliden Materialien wie Beton und Stahl kombiniert. Große Glasflächen erlauben Einblicke ins Innere und schaffen eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum, während die präzise Fassadengestaltung das Gebäude in die urbane Umgebung integriert. Feltrinelli Porta Volta ist ein Beispiel dafür, wie Herzog & de Meuron funktionale Anforderungen, städtische Präsenz und gestalterische Raffinesse zu einem einheitlichen Ausdruck verschmelzen lassen.
8. Tate Modern

Die Tate Modern in London ist eines der bekanntesten Projekte von Herzog & de Meuron und ein Paradebeispiel für die Umnutzung industrieller Bauten. Das ehemalige Bankside-Kraftwerk wurde zwischen 1995 und 2000 in ein Museum für moderne und zeitgenössische Kunst verwandelt. Die Architekten bewahrten die monumentale Backsteinfassade und den markanten Schornstein, fügten jedoch flexible Ausstellungsräume, großzügige Lobbys und offene Galerien hinzu. Durch die Verbindung von Alt und Neu entstand ein Gebäude, das historische Substanz respektiert und zugleich moderne Museumsarchitektur definiert. Licht, Raum und Materialität werden gezielt eingesetzt, um Besucherführung und atmosphärische Wirkung zu maximieren und das Museum zu einem städtischen Ankerpunkt zu machen.
9. Beijing National Stadium

Das Beijing National Stadium, weithin als „Bird’s Nest“ bekannt, ist ein ikonisches Bauwerk der Olympischen Spiele 2008 und ein herausragendes Beispiel für die Zusammenarbeit von Herzog & de Meuron mit dem chinesischen Architekten Li Xinggang. Der Bauprozess begann 2003 und wurde 2008 abgeschlossen. Die Konstruktion aus 42.000 Tonnen Stahl bildet ein verschachteltes, nestartiges Geflecht, das dem Stadion seine unverwechselbare, skulpturale Form verleiht. Innenräume und Tribünen sind klar strukturiert und auf maximale Sichtbarkeit und Publikumsfluss ausgelegt.
10. 56 Leonard Street

56 Leonard Street in New York ist ein Wohnhochhaus von Herzog & de Meuron, das 2017 fertiggestellt wurde und Teil des Tribeca-Viertels ist. Der Turm zeichnet sich durch seine markante „Zuckerwürfelform“ aus, bei der die einzelnen Stockwerke versetzt angeordnet sind, wodurch private Terrassen und ein dynamisches Fassadenbild entstehen. Die Fassaden kombinieren Glas und Stahl, um Licht, Transparenz und urbane Präsenz zu betonen. Innen sorgen offene Grundrisse, hochwertige Materialien und großzügige Ausblicke auf die Skyline für exklusive Wohnqualität.