Architektur
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Villa Krtajna auf Bali – zurück zur Natur

In der Villa Krtajna auf Bali strömt Wasser zwischen den Wänden, wachsen die Früchte bis in die Küche – und der Dschungel ist immer ganz nah: das Niedrigenergiehaus von Rob Dubios. 
Text Uwe Killing
Datum23.02.2023
Die Natur zieht durchs Haus – optisch wie klimatisch: Im zentralen, 8,50 Meter hohen Atrium der "Villa Krtajna" tragen Bepflanzung, Bewässerung, variable Glaswände und Lamellen zur natürlichen Regulierung des Raumklimas bei.

Das balinesische Wort für Dankbarkeit lautet "Krtajna". Dass der aus den Niederlanden stammende Architekt Rob Dubois sein Wohnhaus an der Südküste der Insel so getauft hat, zeigt von großem Respekt gegenüber seiner Wahlheimat. "Was für ein himmlischer Platz, um uns herum Regenwald und Reisfelder", schwärmt Rob Dubios, während er durch sein Haus führt.

Auf der Terrasse hört man einen vielstimmigen Sound aus Vogelstimmen, Blätterrascheln und Plätschern: "Ich lausche der Natur. Es ist ein intensives Gefühl, als ob sie durch meine Finger rinnt. "

Villa Krtajna: Wasserreich aus Fluss, Kanälen und Pools

In der Villa Krtajna ist die Natur in vielen Belangen tonangebend. Sie hat die Architektur beeinflusst, das Prinzip einer energiesparenden Passivbauweise entscheidend geprägt. Ausgangspunkt von allem: das Element Wasser. Wenige Kilometer vom Surferstrand Pererenan Beach entfernt, fließt ein Bach direkt am Anwesen vorbei, sprudelt über Felsen, verschwindet in kleinen Rinnsalen zwischen den Bäumen. 

Das feuchte Biotop findet im Haus seine Entsprechung: Der Boden im Erdgeschoss ist unterbrochen von schmalen Kanälen. Ein Infinity-Pool verlängert die Terrasse in den Garten (wo sich ein zweiter Natur-Pool befindet), über den zweiten Stock gelangt man auf ein Dachbassin, das man als Aussichtsplattform oder wasserumspülte Yoga-Plattform nutzen kann. Alles strömt in diesem Gebäude, das sich in "L"-Form in die Landschaft gefügt hat. Die Kanäle und Poolflächen wirken wie Verbindungsadern zum Wasser, das in der subtropischen indonesischen Inselwelt eine elementare Rolle spielt. 

Aus sich heraus ein Ort zum Durchatmen

"Ich möchte überall ein Drinnen-und Draußen-Gefühl empfinden", sagt Rob Dubios, "aber wetterabhängig möchte ich Bereiche auch jederzeit zuziehen können." So basiert das Haus, das der Architekt gemeinsam mit seiner Frau Cate konzipiert hat, auf einem ausgeklügelten System aus variablen Öffnungen, Fluchten, genutzter Sonnenstrahlung und natürlicher Kühlung.

Von einem zentralen Atrium mit einer Deckenhöhe von 8,50 Metern gelangt man in den ebenerdigen Wohn-und Loungebereich, in dem die offene Küche integriert ist. Über die Verbindung zur langgezogenen Terrasse und zum Wildgarten herrscht eine angenehme Luftzirkulation, die von nur wenigen Ventilatoren unterstützt wird. Die zurückgenommene Architektur aus hellen, geometrisch klaren Betonflächen und Glaswänden, unterbrochen von Pflanzen und Wasserinseln, ist aus sich heraus ein Ort zum Durchatmen. 

Das Bassin auf dem Dach schafft nicht nur eine Verbindung zum nahen Fluss, es hilft auch, die Räume herunterzukühlen. Eine Anpassung an Außentemperaturen und Regenfälle erfolgt über gläserne Schiebeelemente und bewegliche Lamellen aus Naturholz.

In Balis Naturschönheit zur Ruhe kommen

Im zweiten Stockwerk der Villa Krtajna befinden sich Schlafzimmer, Arbeitsräume und ein großzügiger Gästebereich. Auch hier folgt die Architektur der Maxime, so viel natürliches Licht wie möglich zur Entfaltung zu bringen. Die erhöhte Perspektive bestätigt eindringlich, in was für eine Landschaft die „Villa der Dankbarkeit“ integriert ist. Zwischen Dschungel und Reisfeldern kann man sich in der Natur schön verlieren. 

Das Dach mit Solaranlage und Bewässerung ist zugleich ein idealer Meditationsort. Cate und Rob Dubios, die beide Yoga praktizieren, haben im Keller einen sechs Quadratmeter großen Sound Dome aus Terrazzo und dem Boden-Mandala eines lokalen Künstlers eingebaut.

Villa Krtajna: Leben in natürlichen Kreisläufen

Im Keller befindet sich auch die zentrale Regenwasseranlage, die ein Herzstück des auf Ressourcenreduzierung und nachhaltigen Kreisläufen basierenden Gebäudes ist. In einem Tank wird bis zu 40 000 Liter Regenwasser aufgefangen. Nach biologischer Filterung kann es überall im Haus genutzt werden: zum Duschen, Kochen und Trinken. 

Das Abwasser wird auch für die auf dem Areal wachsenden Fruchtbäume und Kräuterpflanzen genutzt. Im Küchenbereich sind Chili, Kürbis, Ingwer oder Moringa (Meerrettichbaum) zum Greifen nah. Sie können direkt geerntet werden und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zum Raumklima. 

Rob Dubios, der in Den Haag aufwuchs, hat als Architekt lange in Barcelona gewirkt. Mit der Villa Krtajna hat er einen persönlichen Traum auf Bali verwirklicht: "Wir nehmen uns zurück, damit sich die Natur entfalten kann. Es ist ein Haus, in dem wir gesund und im Einklang mit unserer Umgebung leben können."

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