Ordnung oder Chaos?
BF: Wohl am ehesten die Sorte chaotische Ordnung, aus der Neues entsteht.
JvR: Sein geordnetes Chaos-Prinzip ist mir sympathisch. Irgendwie hat er tatsächlich etwas Ambivalentes. In Argentinien geboren, lebt in der Schweiz. Er ist leidenschaftlich, lebensfroh und doch ernst und diszipliniert. Er geht gern auf die Piste, ist aber total zuverlässig.
BF: Stimmt. Ich bin angenehm überrascht, mit welcher Präzision und Professionalität er mit seinem Team die Ausstellung für uns managt. Da erinnere ich ein paar chaotische Kandidaten.
JvR: Was macht denn nun einen Häberli-Entwurf aus, neben dem Spielerischen. Mir fallen immer die weichen Ecken seiner Objekte auf ...
BF: ... nicht zu vergessen: die Leichtigkeit seiner Möbel. Sie sind wirklich nie schwer, weder optisch noch tatsächlich. Und auch immer erstaunlich klein dimensioniert.
JvR: Liegt an seiner persönlichen Umgebung. Sagt er. Er hat zu Hause keinen Platz für ein riesiges Sofa.
BF: Dabei ist er offensichtlich gar nicht nur mit seinen eigenen Produkten möbliert.
JvR: Er liebt Klassiker wie Eames und Castiglioni.
BF: Er weiß halt, was schön ist!
JvR: Er selbst ist doch auch was fürs Auge, oder?
BF: Keine Frage: ein schöner Mann! Die Frauen werden es ihm nicht leicht machen ...
JvR: Umso bemerkenswerter, dass er seit 20 Jahren mit seiner Frau Stefanie zusammen ist, eine Studentenliebe. Sie scheinen eine ziemlich nette Familie zu sein, mit dem neun-jährigen Luc und der drei Jahre jüngeren Aline. Eigentlich noch ein Fulltime-Job.
BF: Stefanie ist eine ganz Patente, die hält ihm schon den Rücken frei, so gut es mit ihren eigenen Aufträgen geht. Sie ist ja selbst eine erfolgreiche Grafikerin.
JvR: Weißt Du noch, wie er geantwortet hat, auf die Frage:
Kinder oder Karriere?
BF: Ja. Spontan: „Kinder!“ Und dann nach einer kurzen Denkpause: „Kinder ... äh, ja ... Kinder!!“
JvR: Seine Frau hatte ihn ja kurz vorher verhaftet. Er sollte am nächsten Tag mit dem Sohn in die Schule gehen.
BF: Sie verschont den berühmten Designer nicht mit dem Alltag. Umwerfend bodenständig!
JvR: Und beeindruckend, dass er verzichtet, für Kunden aus Asien und Amerika zu arbeiten, wegen der langen Reisen und Abwesenheit von der Familie. Sehr konsequent!