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Design aus Portugal: Feuer und Erde

In Porto und Lissabon etabliert sich eine lebhafte Szene von Kreativen, die mit lokalen Materialien und traditionellen Techniken arbeiten. Sie nutzen diese, um zeitgenössisches Design aus Portugal auf ein neues Qualitätslevel zu hieven.
Datum28.06.2022

Boa Safra

„Tanho“ heißt der traditionelle portugiesische Hocker, der in Santarém, einem Dorf nördlich von Lissabon, von Kunsthandwerkern gefertigt und vom Designstudio Boa Safra vertrieben wird. Der Hocker ist ein Naturprodukt, die Fasern stammen von dem knorrigen Club-Rush, einer grasartigen Segge, die an Sümpfen und Bächen in ganz Portugal wächst. Boa Safra bedeutet auf Portugiesisch „gute Ernte“ – der Name bezieht sich auf eine Auswahl schlichter, zeitloser und nachhaltig hergestellter Möbel, entworfen von portugiesischen Designern.

Für die MDF-Platte von Tisch „Pargo“ wählte Designern Magda Alves Pereira eine wissenschaftliche Illustration der Brasse (portugiesisch „pargo“). Die schwarzen Stahlbeine können auf zwei verschiedene Arten aufgestellt werden. Das „Everyday Board“ von Luís Carvalho führt auf hübsche Art die alltäglichen Dinge vor Augen, die wir im Blick und zur Hand haben wollen.

Studioneves

Eine macht die Pasta, der andere die Sauce. So beschreiben Gabi Neves und Alex Hell ihr Atelier Studioneves. Gabi, gebürtige Brasilianerin, modelliert die Keramik, Alex, mit deutschen Wurzeln, entwickelt die Glasuren. Das Paar arbeitet in seiner Werkstatt vor den Toren Lissabons und konzentriert sich auf maßgeschneidertes Geschirr für Restaurants und Gastronomie-Liebhaber. Nachhaltigkeit liegt ihnen am Herz, sie verwenden Regenwasser für die gesamte Produktion und brennen die Keramik in einem Ofen mit hundert Prozent erneuerbarer Energie.

Gabi Neves und Alex Hell arbeiten in ihrer Keramikwerkstatt in Alcoitão. Die Teller, Tassen und Bowls der Kollektion „Essential“ gibt es in verschiedenen Farben, sie können untereinander kombiniert werden.

Manufactura de Tapeçarias de Portalegre

Die Tapisserie-Manufaktur von Portalegre widmet sich seit 1946 der reichen und alten Kunst der Wandteppiche. Ausgangspunkt ist immer das Gemälde eines Künstlers, dessen Werk auf den Wandteppich übertragen wird. In der Manufaktur wählt der Teppichdesigner unter mehr als 7.000 Wollfarben die passenden Farben aus. Weil jeder einzelne Schussfaden bis zu acht verschiedene Farben in sich tragen kann, entsteht der Effekt von Tiefe, Transparenz und Dreidimensionalität. Mehr als zweihundert Künstler haben bisher mit Portalegre zusammengearbeitet, darunter Álvaro Siza Vieira, Rigo 23 und Le Corbusier.

Der Wandteppich zeigt das Werk „D. Sebastiao“ des portugiesischen Künstlers António Costa Pinheiro, der in München-Schwabing und Portugal lebte und arbeitete.

„D. Sebastiao“ des portugiesischen Künstlers António Costa Pinheiro

Util

Manuel Amaral Netto und Tomás Carvalhas wählten Lissabon als Standort, um ihre junge Designmarke Util aufzubauen. Ihre halbindustriellen Produkte, darunter Regale und Aufbewahrungssysteme aus Blech, werden von Handwerkern vor Ort in kleinen Chargen hergestellt. „2014 erlebte Portugal einen Boom von Neugründungen und kleineren Unternehmen, die die Stimmung für hochwertiges Design im Land wiederbelebten und diese Energie ist auch heute noch deutlich zu spüren“, sagt Amaral Netto.

Der Barwagen „Basso Trolley“ schwingt auf vier Rollen, im offenen Behälter finden Flaschen und Zeitschriften Platz, das Tablett besitzt eine wasserfeste Korkmatte. „Hal“ ist Regal und Garderobe in einem. Das Aufbewahrungssystem „KGT“ ist eine formal schlichte und architektonisch inspirierte Kollektion vom Studio CP — RV.

Aufbewahrungssystem „KGT“ von Util