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Deutsche Designer: 12 aufstrebende Designtalente aus Deutschland

Junge deutsche Designtalente stellen intensive Fragen. Ihre kreativen Antworten sind Objekte, die lebensnah und optimistisch, zukunftsorientiert und verantwortungsvoll sind. AW stellt 12 aufstrebende deutsche Designer:innen im Kurzporträt vor.
Text Jörg Zimmermann
Datum25.04.2023

1. Designer-Duo Kaschkasch

Designer-Duo Kaschkasch (links), Sofa Lua für Blomus (rechts).

Florian Kallus und Sebastian Schneider gründeten 2011 ihr Studio Kaschkasch in Köln. Den minimalistischen Entwürfen der Designer liegen raffinierte Ideen zu Grunde und Materialien spielen für die beiden im Entwurfsprozess eine ebenso große Rolle wie Handwerk. "Vor dem Studium und der Gründung von Kaschkasch haben wir beide eine Lehre als Schreiner gemacht", sagt Florian Kallus, "daher auch der Bezug zum Handwerk. Die Ausbildung zum Tischler ist etwas, was uns in der Produktentwicklung zugute kommt. Außerdem ist das Handwerk immer wieder eine Quelle der Inspiration für neue Entwürfe." 

Die Arbeitsweise des Duos beschreibt Sebastian Schneider: "In der Regel startet jeder mit der Ideenfindung erst mal für sich, da hat jeder von uns seine ganz eigenen Inspirationen und Herangehensweisen. Wenn einer von uns dann meint, eine überzeugende Idee zu haben, wird sie dem anderen anhand von Skizzen vorgestellt und erklärt. Von da an geht die Reise dann gemeinsam weiter." 

Zu den Kunden gehören so renommierte Marken wie Living Divani, Ligne Roset, Villeroy & Boch, Hay, Blomus und Zeitraum. 

2. Designer Thomas Schnur

Designer Thomas Schnur (links), Arfinio®-Stuhl für Covestro (rechts).

Jede Produktentwicklung ist für Thomas Schnur eine Herausforderung: "Ich zerlege die Aufgabe in ihre Eigenschaften und Bedeutungen. Anschließend analysiere, bewerte und konstruiere ich die Idee." 

Nach einer Ausbildung als Tischler und dem Produktdesign-Studium in Aachen hat er seinen Weg gefunden, arbeitet für Firmen wie Tecta, Echtstahl und Magazin. Als Mitglied der „Generation Köln“ engagierte er sich für Kooperationen mit handwerklichen Betrieben. 

Sein Faible für Sitzgelegenheiten zelebrierte er 2021 im Buch "Chairman"*, das seinen Entwurfsprozess in Form von Skizzen, Fotos und Zeichnungen abbildet. 

3. Designerin Karoline Fesser

Designerin Karoline Fesser (links), mundgeblasene Vase Hausberg (rechts).

Beziehungsstatus: sehr intensiv Ihre Entwürfe sollen eigene Geschichten erzählen, die aus der Beziehung zwischen Mensch und Objekt entstehen. Karoline Fesser sieht sich als Forscherin, die das Verhältnis zwischen materiellen Eigenschaften und dem "immateriellen Wert, der durch die Benutzung der Objekte entsteht", beleuchtet. Wie beispielsweise beim Sidetable "Hide" für die Marke Hem

Nach dem Studium in Aachen gründete sie 2012 ein Studio für Produktdesign und Interieur in Köln. Mittlerweile werden ihre Produkte auf großen internationalen Messen ausgestellt, zusätzliche Aufmerksamkeit brachte die Teilnahme am Projekt "Generation Köln"

4. Designer Lukas Heintschel

Designer Lukas Heintschel (links), Leuchte Neozoon (rechts).

Breit aufgestellt ist Lukas Heintschel. Ausgebildet als Industriedesigner, entwirft er in München Möbel und Consumer Electronics, Markendesign und Verpackungen. Ein Schwerpunkt liegt bei außergewöhnlichen Leuchten, die mit bekannten Regeln und Kategorien brechen. 

"Wir wollten eine Leuchte gestalten, die die Art und Weise, wie wir mit Licht im Wohnraum umgehen, neu definiert und den Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit gibt, kreativ und frei ihr eigenes Zuhause zu gestalten." Aus der Idee wurde "Neozoon". Die flexibel einsetzbare LED-Leuchte ist mehrfach ausgezeichnet und wird über das eigens gegründete, gleichnamige Unternehmen vermarktet. 

5. Designerin Carina Deuschl

Designerin Carina Deuschl (links), Stuhl YOU (rechts).

Carina Deuschl studierte Kunstgeschichte an der LMU München sowie Innenarchitektur an der AdBK München. Als Schwerpunkt beider Studiengänge setzte sie sich Design – einmal aus theoretischer, einmal aus praktischer Sicht. Während und nach dem Studium arbeitete sie für Architektur- und Designbüros, ebenso wie für Museen und Galerien. 

Von der Strategie, sowohl wissenschaftlich als auch praktisch möglichst viel über Design zu lernen, profitiert sie bis heute: 2015 gründete Carina Deuschl ihr eigenes Büro in München und bearbeitet Projekte in den Bereichen Innenarchitektur und Design. 

Ihre Arbeit ist facettenreich und gekennzeichnet durch die Verbindung scheinbar widersprüchlichen Themen: Die Geschichte von Kunst, Design und Architektur und das Nachdenken über die Welt von heute und morgen. Alte Handwerkstraditionen verbindet sie mit modernen Technologien und formale Strenge mit überraschenden, manchmal humorvollen

Details. Für ihre Badewanne "Xtend", die ein Gestell aus Carbonfaser mit einer weich gefütterten, maschinenwaschbaren Textileinlage kombiniert, erhielt sie zahlreiche renommierte Designpreise. 2015 wurde sie von AW als "Design Talent of the Year" ausgezeichnet. 

6. Designerin Sofia Souidi

Designerin Sofia Souidi (links), Hocker Superwood (rechts).

Adieu Spanplatte, hallo „Superwood“! Seit 2019 entwickelt Designerin Sofia Souidi, unterstützt vom Fraunhofer-Institut WKI, ein Kompositmaterial, das recycelte Holzfasern mit einem biologisch abbaubaren Leim auf Milchbasis zu einem nachhaltigen Ersatz für übliche Faserplatten verbindet. 

Die Industriedesignerin mit einem Abschluss am Royal College of Art in London arbeitet in Berlin und Bad Freienwalde "an der Schnittstelle von Design und Wissenschaft". 

Neben der experimentellen Materialentwicklung entstehen zeitgenössische Objekte, nachhaltig produziert und so gestaltet, dass sie "auch in Zukunft Bestand haben". 

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7. Designer Simon Schmitz

Designer Simon Schmitz, Leuchte TARA (rechts)

Wenig Beschränkungen sieht der deutsche Designer Simon Schmitz bei der Gestaltung von Leuchten. "Man kann rein funktional vorgehen oder sich vollständig in einer künstlerischen Auseinandersetzung verlieren." Für den Neu-Berliner sind seine Leuchten Skulpturen.

Wie die monolithische "Dia", deren Kopf auf einer im Downlight fast sphärisch wirkenden Glassäule ruht. "Ich sehe mich irgendwo zwischen Designer, Bildhauer und Puppenspieler." Ein gestaltender Dramaturg, der seine sorgfältig inszenierten Leuchten ihre eigene Geschichte erzählen lässt. 

Studiert hat Simon Schmitz in Hamburg und Göteborg, 2022 ist er mit Atelier und Werkstatt an die Spree gezogen. 

8. Designerin Anna Koppmann

Designerin Anna Koppmann, temperaturregulierender Vorhang "Plus Minus 25°C" (rechts).

Wie wollen wir zusammen leben? Wie Energie sparen? Wie umweltfreundlich produzieren? Anna Koppmann treiben die großen Fragen um. Und sie findet ganz praktische Lösungen wie medizinische Handschuhe, die Anleitungen zur Ersten Hilfe aufgedruckt haben. "Ein Produkt ist für mich einfach, wenn es funktional ist und jeder Sinn und Zweck verstehen kann", erklärt Koppmann, die auf ein Studium in Modedesign in München eines in Produktdesign in Berlin folgen ließ. 

Mit ihrem Design will sie direkt auf alltägliche Probleme reagieren. So nutzt der experimentelle Vorhang „Plus Minus 25°C“ einen physikalischen Mechanismus, um die Raumtemperatur zu regulieren. 

9. Designerin Marie Radke

Designerin Marie Radke, Sitzbank Sepp aus der Familie Hempel (rechts).

Die Beobachtung alltäglicher Handlungen und Gesten ist ein wichtiger Teil der kreativen Arbeit von Marie Radke. "Welche Dinge benötigen wir eigentlich und welche nicht?", fragt die in Berlin arbeitende Produktdesignerin. "Wie sieht es bei den Menschen zu Hause aus?" Humorvolle Antworten geben Produkte wie die aus der Serie "Familie Hempel", die den chaotischen Umgang mit Kleidung reflektiert. 

Die Master- Absolventin der UdK Berlin nimmt seit April 2022 am von der EU und dem Berliner Senat geförderten "Creative Prototyping x Sustainability"-Stipendium teil, 2023 ist sie Teilnehmerin des "Residency"- Programms des Tableware-Herstellers Mono.

Weitere Informationen: marieradke.de

10. Designer Moritz Bannach

Designer Moritz Bannach (links), Tisch ABBONDIO (rechts).

Seine unverkennbare Designsprache, umgesetzt in einer anspruchsvollen Qualität – das sind die Ansprüche, die Moritz Bannach an die Designmarke unter seinem Namen stellt. Präzise Geometrie und Proportionen spielen bei den Möbelobjekten und Accessoires ebenso eine Rolle wie der dynamische Einsatz von Farben. 

Ein poliertes Messingschild mit Seriennummer weist die "charakterstarken Statement-Pieces", die in ausgewählten Handwerksbetrieben in Deutschland und Italien gefertigt werden, als Unikate aus. 

Moritz Bannach hat in Berlin Landschaftsarchitektur studiert, das eigene Label gründete er 2018.

11. Designer-Duo Studio Marfa

Designer-Duo Studio Marfa (links), Stuhl MIAMI (rechts).

Das Gestern greift ins Heute. Objekte und Möbel der Moderne nachzubasteln ist zum Gähnen. Was aber geschähe, wenn etwa Charles und Ray Eames heutige Techniken, digitale Fräsen und Entwurfswerkzeuge sowie 3D-Drucker zur Hand gehabt hätten? 

Wie Designgeschichte und Gegenwart auf entspannt-lässige Art zusammenfinden, zeigt das Hamburger Team Studio Marfa, 2015 gegründet von Janis Fromm und Florestan Schuberth. Mit dem Namen legen sie die Latte bewusst hoch: Er erinnert an den texanischen Wirkungsort des minimalistischen Künstlers und Designers Donald Judd. 

Studio Marfa räumen Preise als Nachwuchsdesigner ab. Zu ihren Entwürfen gehören der raumgreifende Lounge-Sessel "Soma", "Modulo", ein modular konstruiertes Sideboard mit feinen Details, und "Andy", der Ahornstuhl mit Wiener Geflecht und nachgiebiger Lehne. 

12. Designer-Duo Victor Foxtrot

Designer-Duo Victor Foxtrot (links), Tisch POI TABLE Double (rechts).

So selbstbewusst wie Florian Vogel und Carolin Kreidel, die Macher:innen von Victor Foxtrot, treten auch die Möbel des Labels aus Hamburg auf. Klare Formen, starke Farben und liebevolle Details bestimmen die konsequente Kollektion. 

Produziert werden die Möbel und Leuchten handwerklich, die Metallarbeiten direkt im Unternehmen, die Holzteile und Polster in Werkstätten im Umland. Es entstehen Objekte, "die sich dem Raum und dem Kontext nicht unterordnen, sondern zu Protagonisten werden". 

Florian Vogel arbeitete für Ingo Maurer, bevor er 2015 das eigene Unternehmen gründete. Vier Jahre später stieß Carolin Kreidel als erfahrene Strategin dazu

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