Cecilie Manz: Leidenschaft im Detail

Vereinfachen, klar akzentuieren, überflüssige Dinge vermeiden: Die dänische Designerin Cecilie Manz setzt auf hochwertige Materialien und reduzierte Formen.

„Alles, was ich entwerfe, probiere ich zu Hause aus“, sagt Cecilie Manz, „wenn sich ein Objekt nicht bewährt, kommt es nicht auf den Markt.“ Diese Konsequenz passt zu der 50-Jährigen, für die seit jeher feststand, dass sie Designerin wird – außer in einer Phase als Zwölfjährige, da wollte sie gerne Bäckerin werden. Aber die Idee hat sie nicht wirklich hartnäckig verfolgt, kein Wunder: Zwischen ihrem Elternhaus im dänischen Odsherred und der Töpferwerkstatt der Familie lagen weniger als hundert Meter. Nach der Schule ging Cecilie nicht in den Hort, sondern in die Werkstatt, wo sie Tonklumpen bearbeiten durfte. „Da habe ich viel über die Aufmerksamkeit für Details gelernt“, sagt Cecilie. „Und mein Taschengeld habe ich mir damit verdient, die Kanten an den von meinem Vater geformten Tassen zu begradigen.“ Gerade bei der Arbeit mit Ton hat man Zeit, den Dingen auf den Grund zu gehen, zu betrachten, zu reflektieren.

Die Leiter als "Türöffner"

Begonnen hat die Karriere von Cecilie Manz dann mit „HochAcht“, einer Kombination aus Leiter und Sitzobjekt – und für ihre Designerin ein Wunder: „Ich hätte nie gedacht, dass das Ding tatsächlich mal produziert werden würde“, sagt sie und erinnert sich an die Anekdote rund um ihren ersten realisierten Entwurf, mit dem sie plötzlich anfing eine Rolle im internationalen Design zu spielen. Die Leiter aus unbehandeltem Buchenholz war ein eher spielerisches Projekt nach dem Studium in Kopenhagen und Helsinki. Bei einer Show junger dänischer Designer 1998 hatte Nils Holger Moormann, Gründer des gleichnamigen Labels am Chiemsee, den Prototyp gesehen. Zurück in Deutschland rief er Cecilie Manz an und lud sie zu einem Gespräch nach Aschau ein. „Ich dachte, das ist einer meiner Freunde, der einen Telefonscherz mit mir macht“, erinnert sich die Designerin Manz. „So richtig ernst genommen habe ich Moormann eigentlich erst, als er mir das Flugticket geschickt hat – ich fühlte mich wie im Märchen!“

Der Alltag als Inspirationsquelle

Das Kopenhagener Studio von Cecilie Manz ist kein steriles Designbüro, vielmehr herrscht eine Werkstatt-Atmosphäre, wo man spürt, wie viele Schritte und wie viel Feinschliff in der Entwicklung der Manz-Objekte stecken. Ihre Inspiration nimmt die Mutter von zwei Kindern oft aus dem Alltag. Den Tisch „Essay“ etwa, den sie für Fritz Hansen entwarf, sieht sie als eine Art Familieninsel: „Unsere Familie besteht aus vier Personen und häufig sitzen wir gleichzeitig an vier Projekten. Der Tisch muss Platz für alle Aktivitäten gleichzeitig bieten, denn oft möchte man gerne dort sein, wo Leben ist und wo die anderen auch gerade sind. Wenn man darüber nachdenkt, ist der Tisch nach dem Bett eigentlich das wichtigste Möbel im Haus.“ Aus einer Alltagsbeobachtung entstand auch „HochAcht“: Der Anblick eines Handwerkers, der eine Malerleiter als Stuhl benutzte, inspirierte Cecilie Manz zu der Leiter mit integriertem Sitz und Rückenlehne. Durch einen Pullover, der über einen Türgriff gehängt war, kam sie auf die Idee zu „Clothes Tree“ (PP Møbler), einer skulpturalen Konstruktion aus Ahornholz mit vielen überstehenden Enden, auf die sich Kleiderstücke hängen lassen. 

Egal ob Fritz-Hansen- oder Fredericia-Möbel, Lightyears-Leuchten oder 1616/Arita-Tischaccessoires – alle Objekte von Cecilie Manz sollen schön anzuschauen und angenehm anzufassen sein. Eine Symbiose, die verblüffend leicht klingt, doch die auf Entschlossenheit, Detailverliebtheit und einem wunderbaren Fingerspitzengefühl beruht.