Cliffhanger – der neue Wohnsitz von Stefan Antoni
„Ich wollte schon immer in Clifton leben", sagt Stefan Anotni. „Es ist einer der schönsten Orte der Welt." Er muss es wissen. Im Laufe seiner Karriere hat der Kapstädter Architekt einige Häuser entlang der Atlantikküste der Stadt realisiert und sich mit seinem Büro SAOTA den Ruf eines Masterminds erworben, wenn es um spektakuläre Entwürfe geht – Objekte mit Blick auf den Ozean, die sich an pittoreske Berghänge klammern. Während der Besichtigung einer Baustelle entdeckte er das Grundstück in der Nettleton Road, eine Top-Adresse im Top-Stadtteil Clifton.
"IM EIGENEN HAUS KANN ICH EXPERIMENTIEREN"
Bei der Gestaltung des eigenen Hauses, in dem er mit seiner Frau Carla und den beiden Kindern Gia und Luke lebt, wollte er besonders erfinderisch sein. „Ich dachte, hier kann ich experimentieren“, sagt Stefan. Doch zunächst musste er sich mit den praktischen Gegebenheiten des Bauplatzes auseinandersetzen. Es hat einen atemberaubenden Blick aufs Meer und befindet sich direkt unterhalb des berühmten Gipfels Lion’s Head – eine wunderbare Lage also, aber ein kniffliges Stück Land, um es zu bebauen.
„Die entscheidende Idee des Entwurfs war, das Gebäude in den Berg zu integrieren“, erklärt der Architekt. Seine Lösung bestand vereinfacht gesagt darin, ein auf dem Kopf stehendes Haus zu bauen, die üblichen Anordnungen umzudrehen, das heißt den Wohnraum auf der obersten Ebene und die Schlafzimmer darunter zu positionieren. Indem er die Wohnfläche anhob, gewann Antoni hinter dem Living Room Platz für einen Garten mit Rasen, der das Haus tatsächlich mit dem Berg verbindet. „So eine Grünfläche mit einigen Bäumen ist auch wichtig für meinen zehnjährigen Sohn. Hier können wir Fußball, Kricket oder Rugby spielen.“
Die Höhe des Gebäudes ermöglichte ein interessantes Zusammenspiel von Ebenen, Volumen und Licht. „Das Haus ist in vier Teile gegliedert", erklärt Antoni. Aus Straßenniveau befinden sich die Garage und der Eingang. Darüber ein paar Gästezimmer. In der Mitte ein Spielzimmer und direkt darüber die Schlafzimmer, die vertikal durch einen riesigen zwölf Meter langen Raum mit doppelter Höhe verbunden sind. Oben, zurückgesetzt, liegt der Wohnbereich: Living Room, Küche, Esszimmer. Es sind diese vertikalen Verbindungen, die dazu beitragen, das Haus gleichzeitig zu öffnen und zu vereinen, sodass die Antonis, wo immer sie sich gerade aufhalten, gut miteinander kommunizieren können. „Sind die Kinder und ihre Freunde im Spielzimmer, kann man sich über die Balustrade lehnen und ihnen etwas zurufen. Sie sollen sich nie von uns getrennt fühlen.“
„Weil jede Etage aus zwei Ebenen besteht“, sagt der Hausherr, „öffnen sich die Balkone und Fenster nur auf jeder zweiten, was von außen wirklich seltsam ausgesehen hätte.“ Es brauchte also eine besondere Idee für die Fassade, um den äußeren Eindruck zu harmonisieren. Antoni verkleidete sie mit einem lasergeschnittenen Aluminiumschirm, um „die ganze Struktur zusammenzuhalten“. Das Muster darauf soll das Erscheinungsbild des Gebäudes auflockern und ihm helfen, sich in die umgebende Landschaft zurückzuziehen.
"DAS HAUS IST DER PERFEKTE LINK VON BERG UND BLICK"
Im Inneren setzt der Architekt auf pure Materialien. „Es geht darum, den Raum zu modellieren, den rohesten und schönsten Raum zu schaffen, der ein Nebeneinander von drinnen und draußen ermöglicht. Für mich ist das Haus nur eine Hülle, in der ich den Berg, die Aussicht aufs Meer und die unglaublichen Bäume erleben kann.“
Der Living Room im Obergeschoss kann fast vollständig geöffnet werden. Die Glaswände sind Schiebetüren, die bei Bedarf in Hohlraumwänden verschwinden. Dann verwandelt sich der Wohnraum in einen Pavillon. „Wie eine offene Plattform, die sich vom Berg in den Garten, durch das Haus und schließlich hinaus auf die Terrasse und den Pool erstreckt, wo sie sich optisch mit dem Ozean verbindet“, schwärmt der Architekt.
Oberlichter und Glasschlitzfenster sorgen für natürliches Licht auch aus unerwarteten Richtungen, was zu geheimnisvollen Effekten führt. „Fallen die Sonnenstrahlen von oben über der Wand mit den afrikanischen Masken senkrecht ein, bekommen sie tiefe, starke Schatten, was sie fast lebendig wirken lässt.“
Als Sammler von Kunst- und Designobjekten hat Stefan Antoni ein Interieur entworfen, das sich ständig weiterentwickeln kann. „Es ist fast wie eine Galerie. Ein Haus, in dem man sammeln und sammeln und sich im Laufe der Zeit verändern kann. Das ist es, was mir daran gefällt. Nichts ist für einen Raum bestimmt. Die Dinge bewegen sich, bis wir glauben, den richtigen Ort gefunden zu haben, und selbst dann sind sie nicht vor Veränderungen sicher.“
"KUNST UND ARCHITEKTUR VERSTÄRKEN SICH GEGENSEITIG"
Seine Passion sind Design und Kunst der Moderne aus der Mitte des 20sten Jahrhunderts. „Das Haus ist schamlos modernistisch“, gesteht er. Es gibt Werke wie den riesigen Wandteppich, den der südafrikanische Künstler Cecil Skotnes einst für das „President Hotel“ in Johannesburg schuf. Er repräsentiert eine besondere Geschichte der afrikanischen Moderne, die wiederum, wie Stefan Antoni sagt, Teile seiner eigenen kleinen Entdeckungsreise abbildet – seiner Erforschung der modernen afrikanischen Ästhetik. „Die Kunst und die Architektur verstärken sich gegenseitig, erklärt er. „Sie spielen wunderbar miteinander."
Das Haus selbst ist ebenfalls zu einer Entdeckungsreise geworden: eine Gelegenheit für Stefan Antoni, die eigene Ästhetik zu erforschen. Das Ergebnis ist nicht nur ein Familien-Zuhause, sondern auch eine aufregende architektonische Erkundung, gleichzeitig roh und ursprünglich, erhebend und verfeinert: nicht nur Gebäude, sondern viel- mehr architektonische Erfahrung. Und ein neuer Maßstab für diese wunderschönen, dem Meer zugewandten Häuser in Clifton.