Wer frühmorgens, bevor der Tau verdampft ist, in Rosendal ankommt, findet einen Garten, der glitzert und schimmert wie ein Juwelen-Halsband, das jemand in dem grünen Gras der ehemaligen königlichen Jagdgründe fallen ließ. 1817 von Jean-Baptiste Bernadotte gegründet, von Königin Josephine in die noch heutige gültige Form gebracht, wurde der ehemalige königliche Tiergarten durch lange Zeiten vernachlässigt. Bis in den 1980er-Jahren der königliche Hof und die Stadt Stockholm entschieden, dass etwas Drastisches zu geschehen hat. LARS KRANTZ und PÅL BORGEN wurden angeheuert, zwei junge anthroposophische Gärtner. Sie verwandelten Rosendal in das, was es heute ist: eine öffentliche Oase und „ein Fifty-fifty-Mix aus Vergnügen und Nachhaltigkeit“, wie die gegenwärtige CEO TIN-TIN JERSILD sagt.
Als wir uns treffen, erzählt sie mir zuerst die Geschichte des großen Holzfeuerofens in Rosendals Bäckerei. Jeden Tag ist er in Betrieb, produziert Zimtschnecken fürs Café und Pizzas für endlose Sommernächte. Der Ofen wurde 1998 durch ein Crowdfunding finanziert: Leute konnten einzelne Ziegelsteine kaufen und sicherten damit die Materialkosten für die Konstruktion. Und während Tin-Tin von dem Erfolg schwärmt, lenkt mich von hinten ein Clip-Clop ab. Als ich mich umdrehe, sehe ich eine Schar von Gänsen, die langsam über die Wiese voranruckelnd Grashalm für Grashalm abknipsen.
Zu Rosendal gehört ein Gemüsegarten, kaum größer als 2000 Quadratmeter. Die unprätentiöse Parzelle ist ein wissenschaftliches Experiment. Forscher sagen: Würde man alles fruchtbare Land der Welt gerecht verteilen, bekäme jedermann 2000 Quadratmeter. Doch kann ein Mensch von dieser Fläche leben? Die Gärtner von Rosendal sagen Ja, und es sollte so sein, wenn wir nicht schreckliche Ungerechtigkeiten auf ewig fortsetzen wollen. Die Parzelle platzt vor Gemüse, und während ich zwischen Reihen von Lauch dick wie mein Arm hindurchlaufe, schaue ich verblüfft herunter. Meine Füße sind mit weißem Flaum bedeckt: Das ist kein Schnee, sondern Wolle, dieser Mulch ist das Nebenprodukt einer neben der Gemüseparzelle gehaltenen Schafherde.