Architektur
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Land über: Schwimmende Biogemeinschaften von Studio MAST

Marschall Blecher und Magnus Maarbjerg vom dänischen Architekturstudio MAST haben eine Vision für anpassungsfähiges, klimaresistentes Leben auf dem Wasser entwickelt.
Text Jeanette Kunsmann
Datum31.12.2022

Dass der Meeresspiegel schneller als erwartet steigen wird, ist leider kaum noch zu verhindern. Allein in den letzten 100 Jahren waren es 30 Zentimeter. Was tun? Einfach auf dem Wasser bauen, wie es die Architekten Marschall Blecher und Magnus Maarbjerg vom dänischen Studio MAST schon mit ihren „Copenhagen Islands“ vormachen: einer Non-Profit-Initiative für bewegliche, schwimmende, öffentliche Räume, die entdeckt und erobert werden können. „Parkipel“ nennen die Architekten diese neue Form von Stadtentwicklung. 2018 schwamm der erste Prototyp auf PET-Flaschen. 2020 folgte eine Gruppe schwimmender Plattformen aus Holz.

Künstliche Inseln

Blecher und Maarbjerg sind Experten für maritime Architektur, die ihre Ideen stetig weiterentwickeln. Gerade haben sie zusammen mit Hubert Rhomberg eine neue Vision für anpassungsfähiges, klimaresistentes und nachhaltiges Leben auf dem Wasser entworfen. „Land on Water“ definiert sich dabei als schwimmende Biogemeinschaft. Fundamente aus verstärktem, recyceltem Kunststoff bilden die Basis für den Bau von Wohnraum oder Infrastrukturen. Gleichzeitig sollen die Module zum Lebensraum für Fische und Krustentiere werden und einen Ankerpunkt für Mollusken und Algen bilden.

Module für alle

Das System ist von Gabionen inspiriert. Mit Schutt gefüllte Gitterkäfige bilden stabile und kostengünstige Fundamente. Studio MAST dreht diese Idee um: Modulare Käfige werden mit lokal beschafftem, recyceltem Schwimmstoff gefüllt, der das Gewicht der darauf errichteten Struktur trägt. Der Vorteil: So kann das Modul jederzeit angepasst werden kann, wenn weiteres Gewicht hinzukommt.

Die leichten Module lassen sich außerdem gut transportieren und zu unzähligen Konfigurationen zusammensetzen. „Die derzeitigen Lösungen, darunter mit Styropor gefüllte Betonfundamente und Plastikpontons, sind unflexibel, schwer zu transportieren und in hohem Maße nicht nachhaltig“, sagt Marschall Blecher. „Land on Water verspricht eine völlig neue, nachhaltige und äußerst flexible Lösung.“

Land on Water 

Die Vision versteht sich global und sieht schwimmende Fundamente für weltweite Gewässer vor: schwimmende Häuser in Seattle, schwimmende Campingplätze im Osloer Fjord oder eine schwimmende Sauna am Ufer der Seine. Noch ist es ein Konzept, der erste Prototyp könnte schon 2023: schwimmen.