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„In Serie“: Junge Design-Talente der HBKsaar bald im AW Newcomer Shop

Der Design-Nachwuchs verdient eine Plattform. Deshalb hat AW den Newcomer Shop ins Leben gerufen und im Winter die zweite Hochschulkooperation mit der HBKsaar in Saarbrücken umgesetzt. Unter dem Titel „In Serie“ haben die Studierenden Produkte entwickelt, von denen einige demnächst im AW Newcomer Shop erhältlich sein werden. 
Text Uta Abendroth
Datum09.04.2024

Die Idee, dem Design-Nachwuchs ein Forum zu bieten, Talente zu fördern und ihre Entwürfe sichtbarer zu machen, führte 2022 zur Gründung des AW Newcomer Shops. Es folgte die erste Kooperation mit einer Hochschule, der Peter Behrens School of Arts – Hochschule Düsseldorf, im vergangenen Sommer. Und im Winter haben wir das Vorhaben mit den Desi­gnern Professor Mark Braun und Hannes Käfer an der HBKsaar in Saarbrücken fortgesetzt.

Von Stickern über Wachsmalstifte, Spiegel, Kleiderhaken, Buchstützen, Lesezeichen, Kerzenhalter, Snackteller, Kabelhalter und Schnitzwerkzeugen bis hin zu Blumenstützen, bedruckten T-Shirts und Druckgrafiken haben die Studierenden das Thema „In Serie“ auf ihre jeweils ganz eigene Art und Weise interpretiert. Einige der unten aufgeführten Produkte wird es bald auch im AW Newcomer Shop zu kaufen geben. 

AW Newcomer Shop Logo SW, 16:9
Nichts von der Stange: Der AW Newcomer Shop
Im AW Newcomer Shop finden Designinteressierte tolle Produkte von aufstrebenden Designern und Designerinnen. Jetzt anschauen! 

HBKsaar bietet Studierenden mit dem „Design-Bazaar“ eine lokale Plattform

Hannes Käfer (l.) und Professor Mark Braun (M.) haben Studierende der HBKsaar animiert, serielle Produktion neu zu denken. Bei dem Semesterprojekt ging es nicht nur um das Entwerfen funktio­naler Produkte, sondern auch um die Fertigung sowie die textliche und fotografische Präsentation.

In Saabrücken gibt es seit 1995 ein besonderes Projekt: Der „Design Bazaar“ wurde damals von Studierenden der Designstudiengänge an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBKsaar) ins Leben gerufen. Seitdem bieten die angehenden Designerinnen und Designer ihre selbst entworfenen und in Eigenarbeit hergestellten Produkte in der Vorweihnachtszeit lokal zum Verkauf an. Die Produktion, Organisation und Finanzierung des „Design Bazaars“ liegt traditionsgemäß in den Händen der Studierenden, die in diesem Zuge wertvolle Erfahrungen auf dem Markt sammeln.

Mark Braun und Hannes Käfer haben das Konzept weitergesponnen: Unter dem Titel „Design Bazaar – In Serie“ haben sie im Wintersemester 2023/24 ihre Studierenden aufgefordert, nicht nur Entwürfe für den Pop-up-Store in Saarbrücken zu fertigen, sondern darüber hinaus zu planen: für eine Ausstellung der Objekte auf der internationalen Konsumgütermesse Ambiente (s. S. 169) sowie für den AW Newcomer Shop, in dem noch in diesem Sommer eine Auswahl der Produkte zu kaufen sein wird.

„Siradscha Stobbe“ von Mirco Becker

Was in dem Semester an der Hochschule in Saarbrücken entstanden ist, ist ausgesprochen vielfältig. Als gemeinsamen Nenner könnte man den Nachhaltigkeitsaspekt bezeichnen, der bei fast allen Entwürfen eine Rolle spielt, wenn auch in unterschiedlicher Gewichtung. 

So hat Mirco ­Becker beispielsweise einen Standfuß für die Flaschen von Sriracha-Soßen gefertigt, der aus recyceltem Polypropylen besteht. Das Material von „Siradscha Stobbe“ wird in einem manuellen Spritzgussverfahren zu seriellen Unikaten verarbeitet und ist dann immer noch recycelbar, weil es nicht mit anderen Werkstoffen vermischt wird. 

Schachspiel von Jeremia Gabriel

Das Team aus Plastik besteht aus der Plastikart Polystyrol und wurde aus lokalem Müll gewonnen.

Ein Schachspiel, das er als Symbol für die alltägliche Materialschlacht verstanden wissen möchte, die im Stillen seit der Entdeckung des Plastiks zwischen ebenjenem und nachwachsenden Rohstoffen ausgetragen wird, hat Jeremia Gabriel entworfen. Die Figuren des einen Teams sind daher aus der Plastikart Polystyrol, die aus lokalem Müll gewonnen wurde, während jene des gegnerischen Teams aus unbehandelter Buche gefertigt sind. Das Rollschachfeld und die Pappröhre für die Aufbewahrung sind ebenfalls aus Recyclingmaterialien und können sortenrein entsorgt werden.

„Clove“ von Lilli Sprunck

Zur Tasche "Clove" von Lilli Sprunck gehört ein Leinenbeutel, der als Innentasche mit einem Karabiner an den Seilen befestigt wird.

Kletterseile, die aus Sicherheitsgründen regelmäßig ausgetauscht werden müssen, haben Lilli Sprunck zu ihrer Tasche „Clove“ inspiriert, schließlich sind die Seile robust und lassen sich weiterverwenden. In ihrer neuen Form – dreidimensional gewebt – sichern sie nun nicht länger Kletternde, sondern Einkäufe. 

„Stockwerk“ von Juliane Kühr

Juliane Kühr hat mit „Stockwerk“ eine Garderobe aus nur sechs Teilen entworfen, die leicht auf- und abzubauen ist – ideal, wenn man öfter mal umzieht oder nicht viel Platz hat.

Holz kam bei dem Semesterprojekt ebenfalls zum Einsatz: Juliane Kühr hat aus massivem Buchenholz einen Garderobenständer entwickelt. „Stockwerk“ wird ohne Schraubverbindungen durch ein intelligentes Stecksystem zusammengehalten und kann, je nach Bedarf, leicht auf- und abgebaut werden. Kleidungsstücke lassen sich an den diagonalen Stäben in verschiedenen Höhen oder an den Grundstäben der Garderobe aufhängen, alternativ können sie auch über die Garderobenspitze geworfen werden. 

„Almost_Burned“ von Christian Schmidt

Das verwendete Material, Äste und Stämme, wurde erst zu Brettern verarbeitet und anschließend auf der CNC-Fräse in seine finale Form gebracht.

Christian Schmidt hat für sein Kochbesteck „Almost_Burned“ Walnussholz aus Saarbrücken verwendet, das eigentlich verbrannt werden sollte. Die auf dem Griff verewigten Koordinaten zeigen den Standort des Walnussbaums und erinnern an die lokale Herkunft des Bestecks.

„Duo“ und „Klappt!“ von Tara Sachs

Tara Sachs hat gleich zwei durchdachte Holzobjekte entworfen: „Klappt!“ hat klappbare Tragegriffe und eignet sich als Schneidbrett ebenso gut wie als Tablett. „Duo“ sind Bänkchen aus Eichen-holz, in deren Löchern sich Stäbchen paarweise aufbewahren lassen.

Mit „Duo“ aus naturgebeiztem Eichenholz gehört das Zusammensuchen von Essstäbchen der Vergangenheit an. Tara Sachs hat die Ablagebänkchen mit zwei Löchern versehen, durch die man die Stäbchen in der Schublade paarweise bündeln kann. Zum Ablegen während des Essens eignen sich die Bänkchen natürlich auch. Ebenfalls von Tara Sachs stammt „Klappt!“, ein Servierbrett, dessen Tragegriffe sich umklappen lassen und so für einen mehrfachen Nutzen des Produkts sorgen.

„The Edge of the Plate“ von Kati Lammert

Auf Linoldrucktechnik hat Kati Lammert bei „The Edge of the Plate“ gesetzt. Die sechs Drucke in vier verschiedenen Farbkombinationen zeigen handgefertigte Motive – darunter den berühmten Bialetti-Espressokocher aus dem Jahr 1933 – und sind als Anstoß gedacht, über den eigenen Tellerrand zu schauen.

„Unsichtbar" von Lena Stüber

Mit Porzellan hat unter anderem Lena Stüber gearbeitet. Wobei ihr Objekt „Unsichtbar“ zunächst aus Naturfasern gehäkelt und dann in flüssiges Porzellan getaucht wird. Erst beim abschließenden Brennen bei 1250 °C verbrennen die vollgesogenen Fasern und lassen eine dekorative Struktur aus strahlend weißem Porzellan zurück.

„K8_trnd“ von Christian Schmidt und Stephan Petry

Die Kühlrippen der 3D-gedruckten Pendelleuchte „K8_trnd“ von Christian Schmidt (l.) und Stephan Petry bestimmen die Form. Sie haben allerdings gleichzeitig einen funktionalen Aspekt: Sie leiten Luft durch den Korpus, um das LED-Leuchtmittel zu kühlen.

Christian Schmidt und Stephan Petry haben Porzellan 3D-gedruckt: Der Look ihrer Leuchte „K8_trnd“ wird von den Rippen bestimmt, die die Luft durch den Korpus leiten, um das LED-Leuchtmittel zu kühlen. Das transluzente Porzellan mit seiner faszinierenden Lichtdurchlässigkeit ist ein schöner Nebeneffekt der geringen Materialstärke.

„Churros“ von Leonie Zebes und Rankhilfe „Plant Stakes“ von Alina Martinek

Die blauen und weißen Möbelgriffe und -knäufe aus Keramik fertigt Leonie Zebe (l.) mit einem Extrusionsverfahren, das dem Spritzvorgang spanischer Churros ähnelt. Die offenporige Oberfläche der Rankhilfen „Plant Stakes“ von Alina Martinek nimmt überschüssige Feuchtigkeit in der Pflanzerde auf

Keramik fand für Leonie Zebes Möbelgriffe und -knäufe „Churros“ Verwendung, die optisch an das spanische Gebäck erinnern. Aus extrudiertem Terrakotta fertigte Alina Martinek Rankhilfen für Topfpflanzen, die nicht nur den Stamm stützen, sondern gleichzeitig über die offenporige Oberfläche Feuchtigkeit aus der Pflanzerde aufnehmen und somit Wurzelfäule entgegenwirken.

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