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Junge Kreative – die können mit Druck umgehen

Der Design-Nachwuchs verdient eine Plattform. Dafür hat AW Architektur & Wohnen den Newcomer Shop gegründet und die erste Hochschulkooperation mit Studierenden des Studiengangs New Craft Object Design an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf auf den Weg gebracht. 
Text Uta Abendroth
Datum29.08.2023
©Marie Laforge
Aminatou Moussa (M.) präsentiert ihren Mitstudierenden und Prof. Uli Budde Broschen aus zweifarbigem Mesh-Textil.

Gespannt, locker, nervös, beschwingt – die Gefühlslagen bei den Studierenden schwankten. Kein Wunder, schließlich fand im Juli die Präsentation des Studiengangs New Craft Object Design an der Peter Behrens School of Arts in Düsseldorf statt. Die Werkschau ist stets das Finale am Semesterende, aber dieses Mal kam noch ein besonderer Aspekt dazu: Die Idee, Talente zu fördern und ihre Entwürfe sichtbarer zu machen, führte 2022 zur Gründung des AW Newcomer Shops. 

In diesem Jahr folgte die erste Kooperation mit einer Hochschule. Am Institut in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt leiten Professor Uli Budde und Professorin Jantje Fleischhut den Studiengang New Craft Object Design im Fachbereich Design. Sie haben unserem Gemeinschaftsprojekt den Titel "Unter Druck" gegeben und die Studierenden über vier Monate durch experimentelle und materielle Versuche zu Entwürfen in den Bereichen Schmuck und Produkt begleitet. Ziel ist es, die Resultate so weiterzuentwickeln, dass sie eine Platzierung im AW Newcomer Shop erhalten können.

Druck kann man interpretieren

Die Studierenden waren beeindruckend kreativ. In den Werkstätten der Hochschule sind Objekte entstanden, die auf die denkbar vielfältigste Art das Druck-Thema interpretieren. Der eigentlichen Entwicklung gingen Experimente voraus: An weichen und harten Materialien wie Pappe, Schaumstoff und Metall wurde ausprobiert, wie man Druck darauf ausüben, kontrollieren und festhalten kann. Wie verändern sich Form und Oberfläche? Was kann ein Gummiband fixieren? Und was kann man entdecken, wenn man die Ergebnisse im Fotostudio aus verschiedenen Perspektiven festhält und Details heranzoomt? 

Was theoretisch klingt, haben die Studierenden als praktischen Impuls für ihren Entwurfsprozess genutzt. Und am Ende in Form und ihr Material der Wahl übersetzt. Heiko Bauer etwa hat einen Hocker aus Federstahl entworfen, dessen Form sich durch dreimaliges "Falten" ergeben hat und mittels Nieten und eines Drahtseils stabil bleibt. Bei den ersten Versuchen waren Papier und Kunststoff im Spiel sowie ein sehr schmales Federstahlband. 

Auch Katherine Lopez hat mit unterschiedlichen Blechen experimentiert. Am Ende hat sie sie an den Schmalseiten eingeschnitten, hochgewölbt und zu Schalen geformt. Mithilfe eines Gummibandes sind diese auf einem kleinen Holzsockel fixiert.

Vom Blutkreislauf bis Hochdruckreiniger

Dass der Alltag voll von "Druck-Inspirationen" ist, zeigt sich auf originelle Art und Weise in weiteren Arbeiten. So hat Moritz Poganiuch genau hingeschaut, wie sich Pflanzen durch Fugen drücken. 

Sein Produkt ist ein Würfel aus Stein, den er mit Hammer und Meißel gespalten und auf eine Holzplatte gesetzt hat. In der Mitte, fein ausgeschnitten, hat ein Glasröhrchen Platz, was das Ensemble in eine Vase verwandelt. 

Der menschliche Blutkreislauf, bei dem das Herz mit Druck Blut durch die Arterien pumpt, hat Angelo Verna zu einem Schmuckständer aus Metalldraht angeregt. Das knallrote Objekt gleicht einem kleinen Baum. 

Ben Kellner verwandelte aufgeblasene Bleche zu kleinen Wandregalen.

Dass man auch mit einem umfunktionierten Hochdruckreiniger ein Regal kreieren kann, beweist Ben Kellner. Er hat Bleche zusammengeschweißt, aufgeblasen und so geformt, dass man sie an die Wand hängen kann.

Schmuck einmmal anders interpretiert

Im Bereich Schmuck übersetzt Aminatou Moussa ihre Beobachtungen zu Transparenz und Verzerrung von Reflexion in Broschen aus zweifarbigem Mesh-Textil. Über eine klassische Rahmenform gespannt, wird das elastische Textil mit einem Magneten nach unten gedrückt und damit gleichzeitig an der Kleidung befestigt.

Bewegung und Druck beim Händeschütteln zweier Menschen werden von Chantal Quitsch in Schmuck übersetzt. Eine abstrakte Illustration der Bewegung wird zu einem Armreif und einer Anstecknadel.

Die Bewegungen zweier Menschen beim Händeschütteln hält Chantal Quitsch in einem Armreif und einer Anstecknadel fest. 

Louisa Graupe überträgt sich ineinander verschlingende Stoffschichten, zusammengedrückt mit einer Klemme, in Metall. Der im Metall präzise ausgeübte Druck auf einer Linie hält die dünnwandigen Messingrohre verschiedener Durchmesser mit den Trägerelementen Kette und Ohrring zusammen, und ist gleichzeitig Gestaltungselement.

Louisa Graupe überträgt sich ineinander verschlingende Stoffschichten, zusammengedrückt mit einer Klemme, in Metall. 

Das ein oder andere Produkt wird im nächsten Jahr bestimmt bei uns im AW Newcomer Shop zu kaufen sein. 

Weitere Produkte aus dem Seminar "Unter Druck"

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