
Wie Marina Tabassum mit ihrem Serpentine Pavilion 2025 nachhaltige Architektur neu definiert
Der Serpentine Pavilion gilt als eine der spannendsten jährlichen Architekturausstellungen Londons. 2025 übernimmt die bangladeschische Architektin Marina Tabassum die Herausforderung, mit „A Capsule in Time" einen Ort zu schaffen, der ganz bewusst auf Monumentalität verzichtet und stattdessen eine meditative, fast spirituelle Erfahrung in den Mittelpunkt stellt. Im Schatten des Ginkgo-Baums im Serpentine South, unweit der berühmten Serpentine Gallery, öffnet sich ein Ensemble aus vier schlanken, hölzernen Kapseln, die Licht und Raum neu definieren. Zwischen dem 6. Juni und 26. Oktober lädt dieser Pavillon BesucherInnen ein, Architektur als lebendige, atmende Struktur zu erleben.

Ein nachhaltiger Rückzugsort mitten in London: Der Pavillon von Marina Tabassum
Marina Tabassum setzt mit ihrem Pavillon auf ein Prinzip der Flexibilität. Drei der vier Holzkapseln stehen fest, während eine Kapsel beweglich gestaltet ist und damit das statische Konzept von Architektur herausfordert. Diese bewegliche Komponente erlaubt es, den Raum je nach Anlass zu verändern – ob für intime Gespräche, kulturelle Veranstaltungen oder einfach als Ort der Ruhe. Die transluzenten Fassaden, gefertigt aus Polycarbonat, lassen das Tageslicht sanft eindringen und erzeugen ein Spiel aus Licht und Schatten, das den Innenraum immer wieder neu definiert. Diese Raumkomposition verweist auf traditionelle südasiatische Festarchitekturen, die sogenannten „Shamiyanas". Dort sind temporäre Räume keine abgeschlossenen Kapseln, sondern fließende, offene Strukturen, die Gemeinschaft und Ritual verbinden. Tabassums Pavillon übersetzt dieses Erbe in eine zeitgenössische Form, die nicht nur architektonisch, sondern auch gesellschaftlich neue Perspektiven eröffnet.

Material, Licht und Ritual: Der Ginkgo als Herzstück
Das zentrale Element des Pavillons ist ein lebender Ginkgo-Baum, der als Symbol für Beständigkeit, Wandel und Erinnerung mitten zwischen den Kapseln steht. Er bildet den poetischen Ankerpunkt, um den sich alle baulichen Elemente gruppieren. Die Entscheidung, den Baum im Anschluss an die Ausstellung an einem anderen Ort im Park wieder einzupflanzen, macht die Verbindung von temporärer Architektur und nachhaltiger Naturpflege sichtbar. Die Kombination von warmem Holz und transluzentem Kunststoff schafft eine sinnliche Atmosphäre, die einlädt, innezuhalten und sich auf den Moment zu konzentrieren. Zwar mussten Brandschutzbestimmungen dazu führen, dass anstelle ursprünglich geplanter Naturfasern Polycarbonat verwendet wurde, doch der Pavillon bleibt dadurch lichtdurchlässig und atmosphärisch dicht.



Der Pavillon im Kontext: Ein Statement der Bescheidenheit
Während viele der vorherigen Serpentine Pavillons durch spektakuläre Formen und Materialien Aufmerksamkeit auf sich zogen, zeichnet sich Tabassums Arbeit durch Zurückhaltung und innere Ordnung aus. Sie verzichtet auf gestalterische Effekte zugunsten einer konsequenten Ausrichtung auf das Erlebnis von Raum und Zeit.

Die Architektur fordert nicht, sie lädt ein – zum Verweilen, zum Dialog, zur Reflexion. Dieser Ansatz spiegelt sich auch in der Nutzung des Pavillons wider: Vom 6. Juni bis 26. Oktober 2025 ist der Pavillon täglich kostenlos zugänglich und wird zum lebendigen Veranstaltungsort für Lesungen, Konzerte und Performances. So wird das Bauwerk zu einem temporären Treffpunkt, der nicht nur als Objekt, sondern als soziale und kulturelle Plattform funktioniert.
Weitere Informationen auf der Website der Serpentine Galleries in London.