Architektur
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Guggenheim-Museum Salzburg: Hans Holleins geplatzte Vision

Für Salzburg entwarf Hans Hollein ein spektakuläres Guggenheim-Museum. Gebaut wurde es dann vor 25 Jahren in Bilbao. 
Text Uwe Killing
Datum16.02.2022

Salzburg ist weltberühmt für sein Musikfestival, Mozartkugeln und massive Stadtfelsen. Der steil hinter dem Festspielhaus aufsteigende Mönchsberg hätte auch der Ort einer architektonischen Sensation werden können. Im Jahr 1989 schlug Hans Hollein (1934–2014) vor, ein geplantes neues Kunstmuseum in diesen Berg zu bauen. 

Die Idee erregte große Aufmerksamkeit. Schließlich stammte sie von Österreichs bis heute einzigem Pritzker-Preisträger – einem Architekten, der sich immer auch als Künstler verstand, mit einem sinnlich-fantasievollen Gestaltungswillen und der Lust zur Provokation.
 

Die Architektur des geplanten Guggenheim Salzburg

Über den Berg-Coup wurde heftig gestritten. In der gemütlichen Kulturstadt, die sich gern mit großen Namen schmückt, sah man sich konfrontiert mit einem Entwurf, der ganz auf eine Fassade verzichtete. Stattdessen versetzte Hans Hollein die Ausstellungsebenen ins Felseninnere. Über verschachtelte Rampen und Treppen führten diese trichterförmig nach oben, gedeckelt von einer flachen Lichtkuppel. Die Geometrie durcheinander wirbeln, dabei den Raum im Erdinneren erweitern – der Wiener Fantast berief sich dabei auf das Schaffen von Frank Lloyd Wright, dem Pionier organischer Architektur.

Während Hans Hollein in die Mühlen konservativer Lokalpolitik geriet, reagierte die Solomon R. Guggenheim Foundation begeistert auf den Entwurf. Die sah eine stilistische Nähe zur Rotunde von Wrights New Yorker Guggenheim-Museum. Deren Direktor Thomas Krens reiste nach Salzburg, um die Stadtoberen davon zu überzeugen, mit Holleins Ansatz eine Dependance zu bauen – das "Guggenheim Salzburg“.
 

Am Ufer des Nerviòn: Das 1997 eröffnete das Guggenheim-Museum in Bilbao, mit dem Architekt Frank O. Gehry der Stadt ein neues Wahrzeichen schuf.

Stattdessen neues Guggenheim-Museum für Bilbao

Eine zähe Machbarkeitsstudie ließ Holleins Plan im Berg versickern. Man beschloss einen Museumsbau in Kubusform auf dem Gipfel. Die Guggenheimer zogen dann weiter nach Spanien, wo sie auf mehr Offenheit stießen. Frank Gehry verwirklichte das 1997 eröffnete Guggenheim Bilbao. 

Ein Bau, der einer grauen Industriestadt ein ganz neues Kulturimage verschaffte. Hans Holleins Kommentar: "Dort sieht man, was wir hätten haben können. Die Basken waren eben intelligenter als die Salzburger."