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Frank Gehry: Biografie, Bauwerke & Auszeichnungen

Mit seinen visionären und einzigartigen architektonischen Entwürfen hat Frank Gehry die Welt des Bauens revolutioniert. Dafür erhielt er bereits 1989 den renommierten Pritzker-Preis für Architektur. Seine Biografie, die bekanntesten Bauwerke und Auszeichnungen im Überblick. 
Text Antonia Eigel
Datum30.03.2023

Frank Gehry erfand durch seine unkonventionelle Verwendung von Materialien und unerwarteten "Kollisionen" von Formen und Techniken eine neue Architektursprache, die ihn weltberühmt machte und ihm auch heute noch eine zentrale Rolle in der Architektur verleiht. Sein extravaganter Architekturstil macht ihn zu einem der größten Vertreter:innen des Dekonstruktivismus. 

Biografie von Frank Gehry

Für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona entwarf Frank Gehry die Skulptur mit dem katalanischen Titel "El Peix d'Or" (der Fisch aus Gold). Die 35 Meter hohe und 54 Meter lange Metallkonstruktion befindet sich am Stand von Barcelona und ändert je nach Sonneneinstrahlung ihre Farbigkeit.

Ephraim Owen Goldberg wurde am 28. Februar 1929 in Toronto, Kanada, als Kind von Irving und Elma Caplan Goldberg geboren. Erst später nannte sich Goldberg in Frank Owen Gehry um. Seine Eltern waren in jungen Jahren mit seinen Großeltern aus Polen ausgewandert und nach New York und Toronto emigriert, um sich dort ein neues Leben aufzubauen. 

Einfluss der Großeltern: Der Eisenwarenladen und Karpfen 

Frank Gehry Großeltern spielten in seinem Leben eine bedeutende Rolle. Als Jugendlicher arbeitet Gehry in der Eisenwarenhandlung seines Großvaters mit, womit sich seine anhaltende Faszination für das Material erklären lässt, das auch später seinen architektonischen Stil prägen sollte. 

Gemeinsam mit seiner Großmutter, die eine visuell stark ausgeprägte Auffassungsgabe hatte, tüftelte er schon in jungen Jahren an futuristischen Stadtmodellen, die er auf dem Wohnzimmerboden aufbaute. Als Rohmaterial für seine kleinen Bauprojekte dienten Abfälle und Späne von der Drehbank des Eisenwarenladens, die seine Großmutter aufsammelte und mit nach Hause brachte. 

Ein weiteres prägendes Erlebnis mit seiner Großmutter stimulierte seine lebenslange "Besessenheit" von Fischen, die immer wieder als Motiv in seiner Architektur auftauchen. In seiner Kindheit ging er mit ihr fast jeden Donnerstag auf den jüdischen Markt, wo sie einen lebendigen Karpfen kauften, den sie zuhause zunächst in die Badewanne setzten. Dort spielte er mit dem Fisch, bis seine Großmutter den Karpfen am nächsten Tag tötete, um daraus gefilte Fisch zu machen. 

Frank Gehrys Studienzeit: Kunst, Architektur und Stadtplanung

1947 zog Frank Gehry nach Los Angeles, Kalifornien. Dort fing er zunächst an, Kunst zu studieren. Sein erster Mentor Glen Lukens, Professor für Keramik, erkannte sein potenzielles Talent und riet ihm, Architektur zu studieren. Lukens stellte auch den Kontakt zu Raphael Soriano her, einem einflussreichen kalifornischen Architekten und Stadtplaner. Kurz darauf wurde Gehry an der University of Southern California (USC) in Los Angeles aufgenommen, wo er bis 1954 Architektur studierte. 

Zunächst arbeitete Gehry für das Stadtplanungsbüro Gruen Associates unter der Leitung von Victor Gruen. Bereits während seines Architekturstudiums an der USC wuchs sein Interesse am Themenfeld Stadtplanung. Victor Gruen ermutigte ihn dazu, ein Zweitstudium in Stadtplanung an der Harvard Graduate School of Design in Boston aufzunehmen. Während dieser Zeit arbeitete Gehry in den Bostoner Büros von Hideo Sasaki und Perry, Shaw, Hepburn und Dean. 

Frank O. Goldberg und Anita Snyder

1952 heiratete er Anita Snyder, die Tochter eines Apothekers aus dem San Fernando Valley, mit der auch zwei Töchter bekam. Gemeinsam beschloss das Paar, ihren jüdischen Familiennamen von Goldberg in den weniger jüdisch assoziierten Namen Gehry zu ändern. Grund dafür war unter anderem, dass er sich seit seiner Jugendzeit mit bestimmten Aspekten des Judentums nicht mehr identifizieren konnte. Auch seine Familie akzeptierte den neuen Namen, ebenso sein Vater, der aber zunächst etwas mehr Zurückhaltung übte.

Seit 1975 ist Frank Gehry in zweiter Ehe mit Berta Isabel Aguilera verheiratet. Sie haben zwei gemeinsame Söhne (*1976) und (*1979).

Gründung des Architekturbüros Gehry Partners, LLP 

Nach seiner Rückkehr nach Los Angeles im Jahr 1957 arbeitete Gehry kurze Zeit für Preira und Luckman, bevor er wieder seine alte Stelle bei Gruen Associates antrat. Nachdem er dort immer größere Projekte betreute, aber nicht weiter befördert wurde, beschloss er, das Unternehmen und Los Angeles mit seiner Familie zu verlassen und zog nach Paris. Dort arbeitete er unter anderem für André Remondé. Seine Zeit in Europa nutzte er, um sich Bauwerke seiner großen Vorbilder anzuschauen. So pilgerte er zum Beispiel zu Le Corbusiers Kapelle in Ronchamp.

1962 kehrte er zurück nach Los Angeles, und gründete sein eigenes Architektur- und Planungsbüro Gehry Partners, LLP, das fortan besteht. 

Frank Gehry: Professor der Architektur

Neben seiner Arbeit als Architekt unterrichtete Frank Gehry an mehreren Universitäten als Professor beziehungsweise Gastprofessor:

  • 1962 – 1964: University of Southern California/USC School of Architecture in Los Angeles, Kalifornien
  • 1984 – 1985: Harvard University/Harvard Graduate School of Design (Gastprofessur) in Cambridge, Massachusetts
  • 1989 – 1991: Yale School of Architecture in New Haven, Connecticut
  • 1993 – 2003: Columbia University/Graduate School of Architecture, Planning and Preservation in New York City, New York
  • 1991 – 2016: University of California/UCLA School of Architecture and Urban Planning in Los Angeles, Kalifornien

Architekturstil von Frank Gehry

Frank Gehry wird in der Architektur häufig als Vertreter des Dekonstruktivismus bezeichnet. Seine Bauten zeichnen sich durch eine unregelmäßige, organisch anmutende Formgebung aus, bei der oft verschiedene Bauelemente ineinander verschachtelt sind. Diese Formensprache wird als besonders avantgardistisch und experimentell wahrgenommen und sticht durch ihren innovativen Charakter hervor. 

Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Guggenheim-Museum in Bilbao, die Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, 8 Spruce Street (Beekman Tower) in New York City oder das Tanzende Haus in Prag. Der internationale Durchbruch gelang ihm 1989 mit dem Vitra Design Museum in Weil am Rhein in Deutschland.

Gehry bezieht häufig Naturelemente in seine Designs ein. Seine Bauwerke sind oft inspiriert von bestimmten Tieren – insbesondere Fische – Pflanzen und der Topographie ihrer Umgebung. Seine Gebäude werden dazu oft als "Skulpturen" bezeichnet und sind dafür bekannt, dass die Innenräume manchmal eine fast surrealistische Wirkung erzeugen. 

Als einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts hat Gehry neue Wege beschritten, um das Konzept der architektonischen Normen und Konventionen zu verändern. Sein mutiger und innovativer Stil hat ihm weltweit Anerkennung und Reputation verschafft. Die Hyatt Foundation ehrte ihn 1989 mit dem Pritzker-Preis, die New York Times kürte ihn 2009 zum meist gefeierten US-Architekten seit Frank Lloyd Wright.

Weitere Vertreter:innen des Dekonstruktivismus sind unter anderem:

Die bekanntesten Bauwerke von Frank Gehry

  • 1982 – 1984: California Aerospace Museum in Santa Monica, Kalifornien, USA
  • 1989: Vitra Design Museum in Weil am Rhein, Deutschland
  • 1991 – 1994: American Center (heute Cinémathèque Française) in Paris, Frankreich 
  • 1993: Weisman Art Museum in Minneapolis, Minnesota, USA 
  • 1993: Museum der Toleranz in Los Angeles, Kalifornien
  • 1994: eine Bushaltestelle bei BUSSTOPS in Hannover, Deutschland
  • 1991 – 1995: das Zentrum für Kommunikation und Technologie in Bad Oeynhausen
  • 1992 – 1995: Energie – Forum – Innovation in Bad Oeynhausen
  • 1996 Tanzendes Haus in Prag, Tschechien
  • 1991 – 1997: Guggenheim-Museum in Bilbao, Spanien
  • 1997 – 1999: Neuer Zollhof am Medienhafen in Düsseldorf, Deutschland
  • 1999 – 2000: Experience Music Project in Seattle, Washington, USA
  • 2000 – 2001: Gehry-Tower in Hannover, Deutschland
  • 2001: Gebäude der DZ Bank in Berlin, Deutschland
  • 1999 – 2003: Walt Disney Concert Hall in Los Angeles, Kalifornien
  • 2001 – 2005: Marta Herford Museum in Herford, Deutschland
  • 2003 – 2006: Hotel Marqués de Riscal in Elciego, Spanien
  • 2004 – 2008: Erweiterung der Art Gallery of Ontario (AGO) in Toronto, Kanada
  • 2004: Jay Pritzker Pavilion in Chicago, USA
  • 2004: Stata Center in Cambridge, Massachusetts, USA
  • 2006 – 2010: 8 Spruce Street (Beekman Tower) in New York City, New York
  • 2007 - 2010: Lou Ruvo Center for Brain Health in Las Vegas, Kalifornien, USA
  • 2014: Biomuseo in Panama City, Panama
  • 2015: Dr. Chau Chak Wing Building in Sydney, Australien
  • 2017 - 2021: Kulturzentrum LUMA Arles in Arles, Frankreich

Projekte, die noch in Planung sind: 

  • Biomorphism Tower in Prag, Tschechien
  • Facebook Campus in Menlo Park, Kalifornien, USA
  • Grand Avenue Project in Los Angeles, Kalifornien, USA

Frank Gehry designte auch Möbel. Sein "Wiggle Stool" und der "Wiggle Side Chair" aus Pappe werden heute von Vitra produziert. Weitere Informationen gibt es hier zum Nachlesen: 

Guggenheim-Museum in Bilbao von Frank Gehry

Das Guggenheim-Museum Bilbao gilt als eines der bekanntesten Bauwerke von Frank Gehry und ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Bilbao, Spanien. Es wurde 1997 eröffnet und veränderte die Stadt und die Region im Baskenland nachhaltig. Das spektakuläre Design der Gebäudehülle besteht aus gebogenen Stahlplatten und erinnert an Fischschuppen. Sie spiegelt dazu die Vision des Architekten wider, moderne Kunst, Architektur und urbanen Raum zu verschmelzen. 

Das Guggenheim-Museum Bilbao ist weit mehr als nur ein Museum; es dient auch als Symbol für den Wandel der Stadt und der Region zu einem modernen, dynamischen und progressiven Zentrum. In den 1980er Jahren wurde Bilbao durch eine gezielte Industriepolitik zu einem bekannten Industriestandort im Norden Spaniens. Der Bau des Guggenheim-Museums durch Frank Gehry war der Versuch, eine von der Industrie eroberte Stadt wieder zurück zu gewinnen und sie zu revitalisieren.

Seit seiner Eröffnung im Jahr 1997 zieht das Guggenheim-Museum in Bilbao jährlich Millionen von Besucher:innen an und zählt zu den beliebtesten Fotomotiven der nordspanischen Stadt. Das Gebäude, bestehend aus organischen und dekonstruktivistischen Formen, ist direkt am Fluss Nevión gelegen – dort, wo einst Industriegelände war.

Das Guggenheim-Museum in Bilbao ist ein Museumsableger der US-amerikanischen Salomon R. Guggenheim Foundation. Mehr zum Thema gibt's auch hier: Guggenheim-Museum Salzburg: Hans Holleins geplatzte Vision

Vitra Design Museum in Weil am Rhein von Frank Gehry

Das von Frank Gehry entworfene Gebäude für das Vitra Design Museum soll nicht nur Ausstellungsraum, sondern auch ein Ort sein, an dem Besucher:innen Architektur erleben können.

Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein aus dem Jahr 1989 war Frank Gehrys erstes Gebäude in Europa. Für den Entwurf des Museumsgebäude und der dazugehörigen Fabrikationshalle orientierte sich Gehry an zwei Gebäuden, die sich im Dunstkreis des Vitra Campus befinden: Das nur wenige Kilometer entfernte Goetheanum in Dornach (Schweiz) von Rudolf Steiner gilt als eines der ersten Gebäude überhaupt, das der modernen Architektur zugerechnet wird. Auch die Wallfahrtskapelle Notre-Dame-du-Haut in Ronchamp von Le Corbusier aus dem Jahr 1955 inspirierte Frank Gehry zu seinem Entwurf für das Vitra Design Museum.

Das bizarre Spiel aus Beton und Edelstahl ließ Kritker:innen die Frage stellen, ob es sich bei dem modernen Gebäude überhaupt noch um Architektur handele oder viel mehr um Pop Art – so wie die direkt neben dem Gebäude platzierte Skulptur "Balancing Tools" von Claes Oldenburg.

Weitere Architekt:innen, die den Vitra Campus mitgestaltet haben, sind unter anderem Tadao Ando und Zaha Hadid

Walt Disney Concert Hall in Los Angeles von Frank Gehry

Die Walt Disney Concert Hall beeindruckt mit ihrer dynamischen und organisch wirkenden Architektur, die sich durch gewundene Formen und glänzende Oberflächen auszeichnet. Das Gebäude von Frank Gehry gilt als eines der markantesten architektonischen Meisterwerke in Los Angeles.

2003 öffnete die Walt Disney Concert Hall von Frank Gehry erstmals ihre Türen für Besucher. Das gigantische Gebäude mit seinen geschwungenen Formen, die an Schiffssegel erinnern, ist von außen vollständig aus rostfreiem Edelstahl verkleidet und gilt aufgrund seiner Optik als eines der umstrittensten Bauwerke der zeitgenössischen Architektur.

Gleichzeitig zählt Gehrys Gebäude zu den bekanntesten Symbolen, die das Stadtbild von Los Angeles prägen. Die Konzerthalle auf dem Hügel von Bunker Hill in 111 South Grand Avenue, Downtown Los Angeles wird von Liebhaber:innen der klassischen Musik sehr geschätzt. Um für den bestmöglichen Klang innerhalb des Gebäudes zu sorgen, arbeitet Gehry eng mit dem japanischen Akustiker Yasuhisa Toyota zusammen, der später auch für die Akustik in der Hamburger Elbphilharmonie verantwortlich sein sollte.

Pritzker-Preis und weitere Auszeichnungen für Frank Gehry

Frank Gehry wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen geehrt. Bereits 1989 erhielt der Architekt den Pritzker-Preis – die höchste Auszeichnung in der Architektur. Alle weiteren Preise in der Übersicht: 

  • 1974 College of Fellows of the American Institute of Architects (AIA)
  • 1989 Pritzker-Preis für Architektur
  • 1992 Wolf-Preis für Architektur, Wolf Foundation
  • 1992 Praemium Imperiale für Architektur, Japan Art Association
  • 1994 Dorothy and Lillian Gish Award
  • 1998 National Medal of Arts
  • 1998 Friedrich-Kiesler-Preis
  • 1999 Gold Medal, American Institute of Architects (AIA)
  • 2000 Preis für sein Lebenswerk des Cooper-Hewitt National Design Museum
  • 2000 Gold Medal, Royal Institute of British Architects (RIBA)
  • 2002 Gold Medal für Architektur, American Academy of Arts and Letters
  • 2002 Companion des Order of Canada
  • 2005  Woodrow Wilson Award for Public Service
  • 2006 California Hall of Fame
  • 2008 Golden Lion Awards for lifetime achievement, Biennale in Venedig
  • 2012 25 Year Award für das Gehry House
  • 2014 Prince of Asturias Award for the Arts
  • 2016 Harvard Arts Medal