Porträts
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Tadao Ando

Tadao Ando zählt zu den einflussreichsten Architekten unserer Zeit. Eine Biografie über den japanischen Pritzker-Preisträger und ein Überblick über seine bekanntesten Bauwerke. 
Text Antonia Eigel
Datum13.04.2023

Tadao Ando ist der wohl berühmteste Architekt Japans und zählt heute zu den bekanntesten Architekten der Welt. Besonders charakteristisch für seine Architektur ist die geometrische Stränge und Klarheit in seinen Entwürfen, weshalb er häufig auch als der Meister des Minimalismus bezeichnet wird. 

"Der Unterschied zwischen meiner Architektur und der westlichen Architektur liegt im Verständnis der Natur."
Tadao Ando
Die Pulitzer Arts Foundation wurde von Tadao Ando entworfen und 2001 eröffnet. Das Kunstmuseum in St. Louis (USA) besteht aus zwei länglichen Betonkörpern.

Ando besitzt eine große Vorliebe für Beton als Gestaltungsmittel, da sich mit ihm sein minimalistischer Ansatz hervorragend umsetzen und sich jede beliebige Form herstellen lässt. Beton sieht er außerdem als Mittel, um in den Dialog mit der umgebenden Natur gehen zu können. 

Biografie von Tadao Ando

Tadao Ando (auch: Tado Andō) wurde 1941 im Stadtteil Minato-ku in Ōsaka, Japan geboren. Bereits im Alter von10 bis siebzehn Jahren beschäftigte sich Ando damit, Holzmodelle von Schiffen, Flugzeugen und Gußformen anzufertigen. Das Handwerk brachte ihm ein Schreiner bei, der seine Werkstatt in der Nachbarschaft hatte. Als Jugendlicher strebte der junge Ando zunächst eine Karriere als erfolgreicher Profiboxer an, bevor er sich der Architektur widmete.  Später verglich Ando das Boxen mit seiner Arbeit als Architekt: "Ebenso wie beim Boxen ist das Entwerfen von Architektur ein Kampf. Ich muss vorwärts gehen, immer einen Schritt voraus sein, sonst verliert man."

Ein Buch mit Skizzen von Le Corbusier, den er bis heute verehrt, weckte damals sein Interesse an Architektur. Als Autodidakt, der nie Architektur studiert hatte, bildete sich Ando von 1962 bis 1969 auf Studienreisen nach Europa, in die USA und Afrika selbst zum Architekten aus: "Ich habe Architektur studiert, indem ich Gebäude besichtigte und Bücher über sie las", sagte Ando im Interview mit der Hyatt Foundation, die ihm 1995 den Pritzker-Architekturpreis verlieh. Noch im gleichen Jahr (1969) eröffnete er sein erstes eigenes Atelier in Ōsaka, und nannte es Tadao Ando Architect & Associates. Das Architekturbüro besteht bis heute.  

Erstes Aufsehen erregte Tadao Ando mit dem Azuma-Haus, ein Reihenhaus im Stadtbezirk Sumiyoshi in Ōsaka, seiner Heimatstadt. 1979 erhielt er dafür den Preis des Japan Institute of Architects (JIA). 

In den letzten Jahren engagierte sich Ando zunehmend umweltpolitisch. 2007 startete er das Projekt Umi-no-Mori ("Meereswald") in Tokio, bei dem eine ehemalige Müllkippe zu einem bewaldeten Naherholungsgebiet werden soll. Ando trägt damit die Botschaft in die Welt, dass es wichtig ist, dass die Menschheit im Einklang mit der Umwelt lebt.

Tadao Andos ausgeprägte Vorliebe für Beton und sein Gespür für das Spezifische des Ortes bestimmen auch seinen Entwurf für die Langen Foundation in Neuss, Deutschland.

Architektur von Tadao Ando 

Tadao Ando hat mittlerweile über 40 Gebäude auf der ganzen Welt gebaut, viele davon stehen in seiner Heimat Japan. Zu seinen beeindruckendsten Bauten zählen neben der Church of the Light in Ibaraki (Japan,1989), die Pulitzer Arts Foundation in St. Louis, Missouri (USA, 2001) oder das Chichu Art Museum in Naoshima (Japan, 2004).

Eine Auswahl seiner bekanntesten Bauwerke im Überblick: 

  • 1976 Haus Azuma - Ōsaka, Japan
  • 1976 – 1977 Haus Matsumoto in Ashiya, Japan
  • 1979 – 1984 Haus Koshino in Ashiya, Japan
  • 1981 – 1983 Wohngebäude am Rokko in Kobe, Japan
  • 1984  Festival - Einkaufszentrum in Naha Okinawa, Japan
  • 1985 – 1986 Kappelle auf dem Berg Rokko, Kobe, Japan
  • 1986 Church of the Wind in Kobe, Hyogo, Japan
  • 1988 Church on the Water in Tomamu, Shimukappu, Hokkaido, Japan
  • 1988 – 1989 Das Himeji Museum für Kinder in Hyogo, Japan
  • 1989 – 1990 Kirche des Lichts in Ibaraki, Japan
  • 1989 – 1993 Konferenz- und Tagungsgebäude Vitra Design Museum in Weil am Rhein, Deutschland
  • 1989 – 92, 1997  Museum für zeitgenössische Kunst in Naoshima, Japan
  • 1991  
    • Wassertempel auf der Insel Awaji, Hyogo, Japan
    • Bahnhof von Kyoto, Japan
  • 1992  
    • Expo '92, Japan Pavillon in Sevilla, Spanien
    • Kongresszentrum in Nara, Japan
  • 1993 – 1995 Ayabe Community Center in Ayabe-shi, Japan
  • 1994 
    • Wood Culture Museum in Mikata, Hyogo, Japan
    • Nariwa Museum in Takahashi, Okayama Japan
  • 1995 Awaji Yumebutai in Yumebutai, Hyogo, Japan
  • 1996 
    • Meditationszentrum für die Unesco in Paris, Frankreich
    • Himeji City Museum of Literature
    • Shiba Ryotaro Memorial Museum in Shimokosaka, Higashiosaka, Osaka, Japan
    • Toto Seminargebäude in Tsuna-gun, Japan
  • 1999  Sonntagsschule in Ibaraki, Japan
  • 2000 
    • International Library of Children's Literature in Tokyo, Japan
    • Benetton Research Center in Treviso, Italien
  • 2001 Pulitzer Arts Foundation in St. Louis, Missouri, USA
  • 2002 
    • Modern Art Museum of Fort Worth in Fort Worth, Texas, USA
    • Hyogo Prefectural Museum of Art in Kobe, Japan
  • 2003 
    • 4x4 Haus, Haus I in Tarumizu-ku, Kobe, Japan
  • 2004 
    • Kunsthaus der Langen Stiftung auf dem Gelände der ehemaligen NATO-Raketenstation in Hombroich, Deutschland
    • Chichu Art Museum in Naoshima, Japan
  • 2005 
    • 4x4 Haus, Haus II in n Tarumizu-ku, Kobe, Japan
    •  Omotesando Hills Einkaufszentrum in Tokyo, Japan
  • 2006 Saka no Ue no Kumo Museum in Matsuyama, Ehime, Japan
  • 2007 21_21 Design Sight Museum in Roppongi in Minato, Tokyo, Japan
  • 2010 
    • Le Ufan Museum in Kagawa, Naoshima, Japan
    • Steinskulpturen-Museum der Foundation Kubach-Wilmsen in Bad Münster am Stein, Deutschland
  • 2012 Akita Museum of Art in Akita City, Akita, Japan
  • 2013 
    • Museum SAN, Oak Valley, Wonju, Südkorea
    • Asia University Museum of Modern Art in Wufeng, Taichung City, Taiwan
  • 2015 
    • Setouchi Retreat Aonagi in Matsuyama, Ehime, Japan
    • Hill of the Buddha auf dem Makomanai Takino Friedhof in Sapporo, Hokkaido, Japan
  • 2017 Pearl Art Museum, Shanghai, China
  • 2020 
    • He Art Museum in Shunde, Foshan, Provinz Guangdong, China
    • Bourse de Commerce, Paris, Frankreich
  • 2023 Realm of the Light Service Center, New Taipei City, Taiwan

Projekte in Planung: 

Eine vollständige Übersicht über alle Bauwerke von Tadao Ando liefert das Buch "Ando. Complete Works 1975–Today"* von Philip Jodidio, erschienen im Taschen Verlag.

Universitäten, an denen Tadao Ando lehrte

Neben seiner Arbeit als Architekt war Tadao Ando an zahlreichen Universitäten als Professor tätig. Darunter: 

1987 Yale University, (Gastprofessor)
1988 Columbia University, (Gastprofessor)
1990 Harvard University, (Gastprofessor)
1997 The University of Tokyo, (Professor)
2003 The University of Tokyo, (emeritierter Professor)
2005 The University of Tokyo, (außerordentlicher emeritierter Professor)
und University of California, Berkeley (Lehrstuhlinhaber)

Auszeichnungen und Preise für Tadao Ando

Tadao Ando wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen für sein Schaffen geehrt. 1995 verlieh im die Hyatt Foundation unter anderem den renommierten Pritzker-Architekturpreis. Alle Auszeichnungen und Preise in der Übersicht: 

  • 1979 Annual Prize for Architecture, Architectural Institute of Japan (AIJ)
  • 1983 Japanese Cultural Design Preis
  • 1985 Alvar-Aalto-Medaille
  • 1986 Jahrespreis des Japanischen Erziehungsministeriums
  • 1987 Mainichi Art Preis
  • 1988 Isoya Yoshida Award
  • 1989 Goldmedaille, Académie Francaise de l'Architecture
  • 1990 Ōsaka Art Preis
  • 1991 Ehrenmitglied im American Institute of Architects
  • 1992 Carlsberg Architektur-Preis der Carlsberg-Stiftung
  • 1995 Chevalier de l'Ordre des Arts et des Lettres
  • 1995 Pritzker-Architekturpreis 
  • 1996 Praemium Imperiale
  • 1997 Royal Gold Medal, Royal Institute of British Architects (RIBA); Officier de l'ordre des Arts et des Lettres
  • 2002 Kyoto-Preis
  • 2002 Honorary Academician in der Royal Academy of Arts in London
  • 2003 Person of Cultural Merit Award (Japan)
  • 2005 Goldmedaille der International Union Architects (UIA)
  • 2010 Gold Medal in the the Arts des John F. Kennedy Centers
  • 2010 Shimpei Goto Award
  • 2010 Order of Culture (Japan)
  • 2012 Neutra Medal for Professional Excellence
  • 2013 Commander of the Order of Art and Letters (Frankreich)
  • 2013 Grand Officer of the Order of the Star of Italy
  • 2013 Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres
  • 2015 Verdienstorden der italienischen Reupublik 
  • 2016 Isamu Noguchi Award
  • 2021 Commandeur de l'Ordre de la Légion d'Honneur

Weitere Porträts zu renommieren Pritzker-Preisträgern: 

Die "Church of the Light" von Tadao Ando besteht aus einem Betonquader, der rund 18 Meter lang, sechs Meter breit und sieben Meter hoch ist.

Church of the Light von Tadao Ando

Die "Church of the Light" zählt zu Tadao Andos berühmtesten Bauwerken – auch wenn das sakrale Gebäude auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt und der Ort, an dem es steht, wenig prominent ist: In einem Wohngebiet, etwa 25 Kilometer von Ōsakas Zentrum entfernt, steht die Ibaraki Kasugaoka Kyōkai. Das besondere an diesem Kirchenbau ist die kreuzförmige Öffnung in der Wand, durch die Tageslicht hereinströmt und so den Raum erhellt. 

"Das Licht lässt die Menschen im Herzen eins werden", sagt Ando. Seine Idee war es, dass die Menschen, die einmal in der Kirche waren, dieses Kreuz immer wieder vor ihrem inneren Auge sehen, wenn sie die Lider schließen. 

Tadao Andos Vorliebe für Sichtbeton, komplexe Geometrien und eine besondere Lichtführung als Gestaltungsmittel werden in dem 1989 fertig gestellten Gotteshaus in Ibaraki zusammengeführt und aufs Wesentliche konzentriert. 

Weitere Informationen zur Church of the Light liefert das Buch "Ando" von Masao Furuyama*, erschienen im Taschen Verlag. 

Das Poly Grand Theatre von Tadao Ando in Shanghai verfügt über einen großen Theatersaal mit 466 Plätzen und einen kleinen Saal mit 400 Plätzen.

Poly Grand Theatre in Shanghai von Tadao Ando

Das Poly Grand Theatre von Tadao Ando ist ein Opernhaus im kulturellen Zentrum von Jiading New Town, einem Vorort nordwestlich von Shanghai. Das zum See zugewandte Opernhaus hat einen einfachen quadratischen Grundriss von 100 mal 100 Metern und einer Höhe von 30 Metern. 

Die Besonderheit der Architektur verbirgt sich im Inneren des Gebäudes. Von allen Seiten sind zylindrische Hohlräume mit einer Breite von 18 Metern in das Volumen eingefügt worden, die in verschiedenen Winkeln angeordnet sind. Die Zylinder, die sich in ihren jeweiligen Richtungen nach außen erstrecken und mit der Vorhangfassade kollidieren, bilden elliptische Öffnungen, die, je nach Kollisionswinkel, unterschiedliche Formen ergeben. 

Durch das Zusammenspiel der Körper und Leerräume entsteht eine unvorhersehbare, komplexe und abwechslungsreiche räumliche Abfolge von Zwischenräumen, die zu alternativen Bühnen werden können und die Menschen zu kulturellen Aktivitäten anregen. 

Tadao Andos Konferenzpavillon für den Vitra Campus

Mit dem Konferenzpavillon für den Vitra Campus in Weil am Rhein entwarf Tadao Ando sein erstes Gebäude, das außerhalb Japans stehen sollte. 1993 wurde das Bauwerk, in dem sich mehrere Konferenzräume befinden, fertiggestellt. 

Tadao Andos Konferenzpavillon besteht zu großen Teilen aus Sichtbeton und ist umgeben von Kirschbäumen, die bereits vorher auf dem Gelände standen. Ando war es wichtig, möglichst viele der Bäume zu erhalten, lediglich drei mussten dem Gebäude weichen. 

Neben Bauten von Tadao Ando befinden sich auf dem Vitra Campus auch Bauwerke von Pritzker-Preisträger:innen Frank O. Gehry und Zaha Hadid sowie von Herzog & de Meuron, SANAA, Álvaro Siza und anderen.

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