
Tadao Ando zählt zu den einflussreichsten Architekten unserer Zeit. Eine Biografie über den japanischen Pritzker-Preisträger und ein Überblick über seine bekanntesten Bauwerke.
Tadao Ando zählt zu den einflussreichsten Architekten unserer Zeit. Eine Biografie über den japanischen Pritzker-Preisträger und ein Überblick über seine bekanntesten Bauwerke.
Tadao Ando ist der wohl berühmteste Architekt Japans und zählt heute zu den bekanntesten Architekten der Welt. Besonders charakteristisch für seine Architektur ist die geometrische Stränge und Klarheit in seinen Entwürfen, weshalb er häufig auch als der Meister des Minimalismus bezeichnet wird.
"Der Unterschied zwischen meiner Architektur und der westlichen Architektur liegt im Verständnis der Natur."
Ando besitzt eine große Vorliebe für Beton als Gestaltungsmittel, da sich mit ihm sein minimalistischer Ansatz hervorragend umsetzen und sich jede beliebige Form herstellen lässt. Beton sieht er außerdem als Mittel, um in den Dialog mit der umgebenden Natur gehen zu können.
Tadao Ando (auch: Tado Andō) wurde 1941 im Stadtteil Minato-ku in Ōsaka, Japan geboren. Bereits im Alter von10 bis siebzehn Jahren beschäftigte sich Ando damit, Holzmodelle von Schiffen, Flugzeugen und Gußformen anzufertigen. Das Handwerk brachte ihm ein Schreiner bei, der seine Werkstatt in der Nachbarschaft hatte. Als Jugendlicher strebte der junge Ando zunächst eine Karriere als erfolgreicher Profiboxer an, bevor er sich der Architektur widmete. Später verglich Ando das Boxen mit seiner Arbeit als Architekt: "Ebenso wie beim Boxen ist das Entwerfen von Architektur ein Kampf. Ich muss vorwärts gehen, immer einen Schritt voraus sein, sonst verliert man."
Ein Buch mit Skizzen von Le Corbusier, den er bis heute verehrt, weckte damals sein Interesse an Architektur. Als Autodidakt, der nie Architektur studiert hatte, bildete sich Ando von 1962 bis 1969 auf Studienreisen nach Europa, in die USA und Afrika selbst zum Architekten aus: "Ich habe Architektur studiert, indem ich Gebäude besichtigte und Bücher über sie las", sagte Ando im Interview mit der Hyatt Foundation, die ihm 1995 den Pritzker-Architekturpreis verlieh. Noch im gleichen Jahr (1969) eröffnete er sein erstes eigenes Atelier in Ōsaka, und nannte es Tadao Ando Architect & Associates. Das Architekturbüro besteht bis heute.
Erstes Aufsehen erregte Tadao Ando mit dem Azuma-Haus, ein Reihenhaus im Stadtbezirk Sumiyoshi in Ōsaka, seiner Heimatstadt. 1979 erhielt er dafür den Preis des Japan Institute of Architects (JIA).
In den letzten Jahren engagierte sich Ando zunehmend umweltpolitisch. 2007 startete er das Projekt Umi-no-Mori ("Meereswald") in Tokio, bei dem eine ehemalige Müllkippe zu einem bewaldeten Naherholungsgebiet werden soll. Ando trägt damit die Botschaft in die Welt, dass es wichtig ist, dass die Menschheit im Einklang mit der Umwelt lebt.
Tadao Ando hat mittlerweile über 40 Gebäude auf der ganzen Welt gebaut, viele davon stehen in seiner Heimat Japan. Zu seinen beeindruckendsten Bauten zählen neben der Church of the Light in Ibaraki (Japan,1989), die Pulitzer Arts Foundation in St. Louis, Missouri (USA, 2001) oder das Chichu Art Museum in Naoshima (Japan, 2004).
Eine Auswahl seiner bekanntesten Bauwerke im Überblick:
Projekte in Planung:
Eine vollständige Übersicht über alle Bauwerke von Tadao Ando liefert das Buch "Ando. Complete Works 1975–Today"* von Philip Jodidio, erschienen im Taschen Verlag.
Neben seiner Arbeit als Architekt war Tadao Ando an zahlreichen Universitäten als Professor tätig. Darunter:
1987 Yale University, (Gastprofessor)
1988 Columbia University, (Gastprofessor)
1990 Harvard University, (Gastprofessor)
1997 The University of Tokyo, (Professor)
2003 The University of Tokyo, (emeritierter Professor)
2005 The University of Tokyo, (außerordentlicher emeritierter Professor)
und University of California, Berkeley (Lehrstuhlinhaber)
Tadao Ando wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen für sein Schaffen geehrt. 1995 verlieh im die Hyatt Foundation unter anderem den renommierten Pritzker-Architekturpreis. Alle Auszeichnungen und Preise in der Übersicht:
Weitere Porträts zu renommieren Pritzker-Preisträgern:
Die "Church of the Light" zählt zu Tadao Andos berühmtesten Bauwerken – auch wenn das sakrale Gebäude auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkt und der Ort, an dem es steht, wenig prominent ist: In einem Wohngebiet, etwa 25 Kilometer von Ōsakas Zentrum entfernt, steht die Ibaraki Kasugaoka Kyōkai. Das besondere an diesem Kirchenbau ist die kreuzförmige Öffnung in der Wand, durch die Tageslicht hereinströmt und so den Raum erhellt.
"Das Licht lässt die Menschen im Herzen eins werden", sagt Ando. Seine Idee war es, dass die Menschen, die einmal in der Kirche waren, dieses Kreuz immer wieder vor ihrem inneren Auge sehen, wenn sie die Lider schließen.
Tadao Andos Vorliebe für Sichtbeton, komplexe Geometrien und eine besondere Lichtführung als Gestaltungsmittel werden in dem 1989 fertig gestellten Gotteshaus in Ibaraki zusammengeführt und aufs Wesentliche konzentriert.
Weitere Informationen zur Church of the Light liefert das Buch "Ando" von Masao Furuyama*, erschienen im Taschen Verlag.
Das Poly Grand Theatre von Tadao Ando ist ein Opernhaus im kulturellen Zentrum von Jiading New Town, einem Vorort nordwestlich von Shanghai. Das zum See zugewandte Opernhaus hat einen einfachen quadratischen Grundriss von 100 mal 100 Metern und einer Höhe von 30 Metern.
Die Besonderheit der Architektur verbirgt sich im Inneren des Gebäudes. Von allen Seiten sind zylindrische Hohlräume mit einer Breite von 18 Metern in das Volumen eingefügt worden, die in verschiedenen Winkeln angeordnet sind. Die Zylinder, die sich in ihren jeweiligen Richtungen nach außen erstrecken und mit der Vorhangfassade kollidieren, bilden elliptische Öffnungen, die, je nach Kollisionswinkel, unterschiedliche Formen ergeben.
Durch das Zusammenspiel der Körper und Leerräume entsteht eine unvorhersehbare, komplexe und abwechslungsreiche räumliche Abfolge von Zwischenräumen, die zu alternativen Bühnen werden können und die Menschen zu kulturellen Aktivitäten anregen.
Mit dem Konferenzpavillon für den Vitra Campus in Weil am Rhein entwarf Tadao Ando sein erstes Gebäude, das außerhalb Japans stehen sollte. 1993 wurde das Bauwerk, in dem sich mehrere Konferenzräume befinden, fertiggestellt.
Tadao Andos Konferenzpavillon besteht zu großen Teilen aus Sichtbeton und ist umgeben von Kirschbäumen, die bereits vorher auf dem Gelände standen. Ando war es wichtig, möglichst viele der Bäume zu erhalten, lediglich drei mussten dem Gebäude weichen.
Neben Bauten von Tadao Ando befinden sich auf dem Vitra Campus auch Bauwerke von Pritzker-Preisträger:innen Frank O. Gehry und Zaha Hadid sowie von Herzog & de Meuron, SANAA, Álvaro Siza und anderen.
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